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Rhiannons Geschichte:
10. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Die ganze letzte Woche hatten Rhiannon und ihre Arbeitercrew sehr viel zu tun gehabt, um die An-kunft der Menschen vorzubereiten. Es hieß, es würden nur etwa hundert Leute kommen, recht wenig, denn die ganze Crew bestand aus sechshundert Personen.
Trotz aller Vorbereitungen verlief der Ankunftstag sehr hektisch. Die Prometeus traf nämlich nicht wie geplant erst am Nachmittag, sondern schon am späteren Vormittag ein.
Die Minbari verteilten so schnell wie möglich die Zimmerzuweisungen und brachten das Gepäck in die entsprechenden Räume. Es herrschte Chaos in der großen Haupthalle, wo die Menschen auf ihre Verbindungsperson warten sollten.
Niemand bemerkte Rhiannon als sie vortrat, weil alle durcheinander redeten. Sie versuchte, sich Auf-merksamkeit zu verschaffen - zuerst ohne Erfolg. Schließlich steckte Ria die Finger in den Mund und pfiff so laut und schrill sie konnte. Von einer Sekunde zur nächsten war es totenstill in der Empfangs-halle.
"Mein Name ist Rhiannon Jennings", begann sie von neuem, "und ich begrüße Sie im Namen der minbarischen Regierung sehr herzlich auf Cha´dar. Ich bin zumindest für einen Monat die Verbin-dungsperson zwischen Ihnen und den Minbari, bis die größten Probleme bewältigt sind, dann wird Yesol diese Aufgabe übernehmen." Sie deutete auf die Frau, die sich daraufhin verneigte. "Ich werde dann nur noch alle ein bis zwei Wochen hier sein, um nach dem rechten zu sehen. Die Minbari hier sprechen zwar alle Erdstandard, aber falls es doch Verständigungsprobleme geben sollte, bin ich gerne bereit zu übersetzen. Auch für sonstige Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung. Mein und Yesols Büro ist im ersten Stock, gleich die erste Tür rechts von der Treppe. Falls ich nicht dort bin, fragen Sie die Minbari nach mir. Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen, und ich wünsche Ihnen viel Glück beim Bau von Babylon 4."
Kurzer Applaus erklang.
"Aber... Sie ist ja noch ein Kind", murmelte jemand, glücklicherweise jedoch so leise, dass Rhiannon so tun konnte, als hätte sie es nicht gehört.
"Die wichtigsten Informationen über Essenszeiten, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, Unterbrin-gung der Kinder während der Arbeitszeit und sonstiges bekommen Sie nach dem Mittagessen, das in einer Stunde serviert wird", fuhr sie fort. "Falls Sie schon vorher Hunger haben, es gibt Kleinigkeiten zu essen und zu trinken in den kleinen Kühlschränken in Ihren Zimmern. Ich danke für Ihre Aufmerk-samkeit."
"Was sagtest du über mangelnde Gelegenheiten?" flüsterte Robert O´Connor seiner Frau grinsend ins Ohr.
Linda knuffte ihn warnend. "Sei still." Unauffällig sah sie zu ihrem Sohn, der das Mädchen offenbar fasziniert anstarrte.
Die Menschen begannen sich wieder zu unterhalten und machten sich langsam auf den Weg zu ihren Quartieren. Auch die O´Connors gingen zu ihren Räumen und stellten fest, dass dort mehr als genug Platz für drei Personen war, selbst wenn die Möblierung karg war.
"Habt ihr das Mädchen gesehen?" fragte Alexander begeistert, während sie die Sachen einräumten. "Sie dürfte in meinem Alter sein. Ich will sie unbedingt kennenlernen."
"Du solltest sie in Ruhe lassen", entgegnete sein Vater streng. "Ich bin mir sicher, Mrs. Jennings hat auch so schon genug zu tun, ohne dass du sie belästigst."
Damit war das Thema erst einmal erledigt, jedenfalls für die Eltern.
Alex hingegen nahm sich vor, nach Rhiannon Ausschau zu halten, eine Gelegenheit abzuwarten, um allein mit ihr zu reden. Da wurde er aber maßlos enttäuscht. Wann immer er Ria zu Gesicht bekam, war sie von einem Haufen Leuten umgeben und hatte viel zu tun. Beim Essen oder in der Freizeit sah er sie nicht. Sie kam auch nicht zu dem Unterricht mit den Lehrkräften, die extra für die Kinder ange-stellt worden waren.
Der einzige Ort, wo er sie vielleicht alleine antraf, war vermutlich ihr Büro. Aber Alexander traute sich nicht, einfach hinein zu spazieren und sie zu fragen, ob sie etwas mit ihm unternehmen wollte.
Einige Tage später schlenderte Alex durch den Garten, der zu dem Hotel gehörte. Da sah er Rhiannon in einer unbequem wirkenden Position auf einer Bank sitzen. Sie schien zu meditieren und Alexander fragte sich kurz, ob er sie stören sollte oder nicht.
Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, öffnete das Mädchen die Augen und sah zu ihm. Als sie lächelte, kam er näher.
"Hallo, ich bin Alex O´Connor", stellte er sich vor.
"Und ich Ria Jennings", entgegnete sie während sie ihn belustigt musterte.
"Ich weiß", gab der Junge zu und setzte sich. "Du bist als Verbindungsperson hier, oder?"
"Stimmt", sagte Ria, und es klang fast zynisch. "Ich soll dafür sorgen, dass es hier keine Probleme gibt."
"Ich kann mir vorstellen, dass du sicher viel zu tun hast", meinte Alexander. "Aber würdest du dir die Zeit nehmen und jetzt ein wenig mit mir spazieren gehen?"
"Oh." Rhiannon lächelte strahlend. "Sehr gerne. Nur... ich muss mir die Zeit dafür nicht nehmen. Ich habe sie schlicht und einfach."
"Tja..." Alex wusste nicht genau, was er von dieser Bemerkung halten sollte.
Ria lachte leise, während sie aufstand. "Ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen oder dich gar kränken. Ich lebe nur schon mehr als eineinhalb Jahre unter Minbari, und das hat wohl auf mich abge-färbt. Wenn Minbari nämlich etwas tun wollen oder müssen, nehmen sie sich die Zeit dafür nicht, sie haben sie eben."
"Aha." Alexander lächelte und stand ebenfalls auf.
Eine Weile gingen sie nebeneinander her durch den hübschen Park. Bald fanden sie heraus, dass sie in etwa die selbe Musik mochten und auch sonst einige Dinge gemeinsam hatten.
Rhiannon fühlte sich in Alexanders Gegenwart zunehmend wohler. Sie ertappte sich bei dem Gedan-ken, dass er ein sympathisches Lächeln hatte, und dass er mit seinem rotes Haar und den dunklen Au-gen verflucht gut aussah.
Als sie von ihrem Spaziergang zurückkamen, rief jemand etwas auf minbari, das Alex nicht verstand. Der Junge zuckte fast zusammen, als seine Begleiterin in der gleichen Sprache antwortete.
"Mein Lehrer wartet auf mich", sagte Ria dann.
"Dein Lehrer?" fragte Alexander verwundert.
Da entdeckte er auch schon einen Minbari. Der Krieger war riesig, größer als viele Menschen, obwohl Menschen im Durchschnitt größer waren als Minbari, und er wirkte überaus stark, selbst für einen Minbari. Zweifellos war er eine imposante Erscheinung.
Der Krieger richtete einige Worte an Rhiannon, die ziemlich barsch klangen. Ria nickte knapp und wandte sich bedauernd an Alex.
"Tut mir leid, ich muß gehen", erklärte sie.
"Hey, sehen wir uns wieder?" fragte der Junge.
"Wenn du Musik mitbringst, kannst du morgen abend gerne zu mir kommen", erwiderte Ria und lä-chelte.
"Ich weiß ja gar nicht, wo dein Quartier ist", meinte Alexander.
Rhiannon zuckte die Achseln. "Kein Problem. Frag einen Minbari. Sag einfach, du willst zu Riann. Damit ist klar, dass ich dich eingeladen habe."
Dann folgte sie rasch ihrem minbarische Lehrer, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.

Mehr als einmal fragte sich Alexander, ob Rhiannon ihr Angebot wirklich ernst gemeint hatte. Seine Eltern waren auch skeptisch, weil er sich mit ihr treffen wollte, aber sie sagten nichts weiter dazu. Sie hatten ohnehin viel zu tun und waren froh, dass ihr Sohn sich nicht langweilte.
So freundlich wie möglich fragte Alex einen jungen Minbari, ob er ihn zu Riann bringen konnte, so wie das Mädchen es gesagt hatte. Eigentlich rechnete Alexander nicht damit, dass er tatsächlich zu Rhiannon gebracht werden würde. Aber der Minbari nickte nur und bat ihn, ihm zu folgen.
Rhiannons private Quartiere lagen im Erdgeschoss, in einem abgeschiedenen Teil des Gebäudes. Ale-xander war etwas perplex, als der Minbari einfach die Tür zu den Räumen öffnete, ohne vorher anzu-klopfen. Ria saß am Computer und lächelte, als ihr Gast eintrat.
Sie schaltete das Gerät ab. "Hallo, Alex." Sie richtete schnell einige Worte an den Minbari, der sich daraufhin verneigte und ging.
Alex und Rhiannon verbrachten einen tollen Abend zusammen. Wenn Alexander geglaubt hatte, Ria sei genauso zurückhaltend wie Minbari, hatte er sich gewaltig getäuscht. Das Mädchen schien so leicht nichts aus der Fassung zu bringen. Bald schon begannen sie damit, sich anzügliche Witze zu erzählen.
Plötzlich schien Alex etwas einzufallen. "Der Minbari, der mich begleitet hat, ist einfach ohne zu klopfen in dein Quartier gekommen. Machen das alle Minbari so?"
"Ja, leider", entgegnete Ria und lachte.
Alexander grinste. "Dann würde ich gerne mal sehen, was geschieht, wenn sie genau dann hereinplat-zen, wenn zwei Menschen sich küssen und einander näherkommen."
Ria hob die Augenbrauen. "Wie können es ja mal ausprobieren."
Er wusste, sie machte sich über ihn lustig, aber gleich darauf begriff er auch noch etwas anderes. Alex beugte sich zu Rhiannon und küsste sie, während er sie an sich zog.
Genau in dem Moment öffnete sich die Tür und Yesol kam herein. Sofort lösten sich Ria und Alexan-der voneinander. Yesol starrte die beiden jungen Menschen groß an. Ria richtete einige erstaunlich sanft klingende Worte an sie, es folgte eine hastige Antwort, und die Minbari verschwand wieder.
"Es tut mir leid, aber es gibt ein Problem. Jemand braucht meine Dienste als Übersetzerin", erklärte Rhiannon und lehnte sich gegen Alexanders Schulter.
Er spürte, wie sie zitterte und strich ihr beruhigend über den Rücken. "Nicht weinen", sagte er gespielt tröstend. "Wir hatten ja trotzdem einen netten Abend."
Nun schaffte es Ria nicht länger, sich zu beherrschen. Sie lachte schallend, und Alex stimmte mit ein. "Du bist furchtbar", kicherte sie, als sie sich beide wieder etwas beruhigt hatten. Sie küsste ihn noch einmal. "Tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich gehen."
Alexander zuckte die Schultern. "Ja, leider."
Von nun an waren Ria und Alex häufig zusammen, gingen gemeinsam in die Stadt oder sonst aus, redeten über alles mögliche miteinander, wobei Rhiannon von sich selbst aber nur so viel wie unbe-dingt nötig erzählte und verbrachten romantische Abende zusammen.
Alexanders Eltern betrachteten das alles mit einer gehörigen Portion Skepsis. Sie hatten gehofft, dass sich ihr Sohn eines Tages in eine junge Frau von der Erde verlieben würde, nicht in eine, die mit der Erde offenbar nichts mehr zu tun haben wollte.
Trotz aller Vorbehalte verboten Robert und Linda Alex nicht, Rhiannon zu sehen. Sie hatten ohnehin genug mit dem Bau der Station zu tun, und Teenagerlieben währten bekanntlich ja nicht lange.
Der Monat auf Cha´dar verging für Rhiannon viel zu schnell. Die Wochen vergingen wie im Flug, und ehe sie es sich versah, blieben ihr nur noch ein paar Tage.
Schließlich kam der Tag, an dem Ria nach Minbar zurück musste. Ria erwachte an diesem Morgen mit einem wohligem Gefühl der Wärme. Nach einigen Sekunden wurde ihr bewusst, dass diese Wärme von Alex kam, der sie mit seinen Armen umschlungen hielt. Er hatte die Nacht mit ihr verbracht. Des-halb war auch das Bett waagrecht.
Rhiannon streckte sich genussvoll wie eine Katze und lächelte. Ihre gute Stimmung bekam aber einen gehörigen Dämpfer, als sie daran dachte, dass sie noch am Vormittag nach Minbar zurückkehren wür-de. Sie hatte ihre Sachen schon am Abend gepackt, noch bevor Alex gekommen war.
Ohne ihren Freund aufzuwecken stand Ria auf und ging ins Badezimmer, um sich anzuziehen. Leise schlich sie sich dann in den Wohnteil ihrer Quartiere und sah sich den Sonnenaufgang an.
"Ria?" hörte sie plötzlich Alexanders verschlafene Stimme.
"Ich bin hier."
Er kam zu ihr ans Fenster. "Was machst du da?"
"Gar nichts", erwiderte Rhiannon.
Alex umfasste sie von hinten und legte seine Hände auf ihre. "Komm doch wieder zurück ins Bett."
Sie schüttelte den Kopf. "Es gibt bald Frühstück." Sie seufzte. "Und dann werde ich gleich zurück nach Minbar fliegen. Wir werden uns nur noch selten sehen, etwa alle zehn Tage, es sei denn, ich be-komme mal die Erlaubnis einige Tage hier zu bleiben."
"Musst du wirklich nach Minbar zurück?" fragte Alexander.
Ria presste die Lippen zusammen. "Du weißt genau, dass ich heute fliegen muss. Aber es wäre schön, wenn du mich auf Minbar besuchen könntest."
"Ich fürchte, das würden meine Eltern nie erlauben. Sie waren ja nicht einmal sehr begeistert davon, dass ich mit ihnen gekommen bin."
"Wozu brauchst du die Erlaubnis deiner Eltern?" Ria runzelte die Stirn.
Er sah sie erstaunt an. "Musst du denn nie jemanden um Erlaubnis fragen?"
"Nein, es reicht, wenn ich Bescheid gebe, wohin ich gehe." Sie war leicht verärgert. "Ich denke, dass du deine Eltern nur als Ausrede benutzt. Du willst nicht nach Minbar kommen."
Ria verließ Cha´dar mit gemischten Gefühlen. Sie wäre schon gerne bei Alexander geblieben, ander-seits konnte sie es kaum erwarten, endlich wieder nach Hause zu kommen. Immerhin hatte sie ihre Pflegemutter und den Rest ihrer Familie und ihre Freunde schon lange nicht mehr gesehen und freute sich deshalb schon auf ihr Zuhause.


Fortsetzung: Kapitel 11


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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