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Rhiannons Geschichte:
19. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Rhiannon waren die wöchentlichen Untersuchungen, die sie seit Beginn ihrer Schwangerschaft über sich ergehen lassen musste, zuwider, und nur die Vernunft hielt sie davon ab, es zu verweigern. Insgeheim glaubte sie aber, dass sie auch gut mit sehr viel weniger Untersuchungen auskommen würde, und dass ihre minbarische Ärztin nur genau wissen wollte, wie sich ein menschliches Kind im Mutterleib entwickelte.
Rakall tastete Ria zuerst ab und untersuchte sie dann auch noch gründlich mit dem Scanner. Die Heilerin nickte zufrieden, als sie die Anzeigen ablas.
"Soweit ich es sehen kann, ist dein Kind vollkommen gesund und entwickelt sich prächtig", sagte Rakall lächelnd. "Ich würde sagen, dein Baby wird in etwa elf Wochen zur Welt kommen. Willst du wissen ob es ein Sohn oder eine Tochter ist?"
"Nein." Rhiannon schüttelte den Kopf. "Ich werde noch früh genug erfahren, ob mein Kind ein Junge oder ein Mädchen ist. Abgesehen davon ist es völlig unwichtig. Wenn du es also weißt, behalte es für dich."
"Ich habe keine derartige Untersuchung vorgenommen", versicherte Rakall. "Ich weiß also genauso wenig wie du, ob es ein Sohn oder eine Tochter ist."
"Dann belasse es dabei."
"Wie du willst", sagte die minbarische Ärztin. "Aber es wäre einfacher für dich einen Namen zu finden, wenn du's weißt"
Ria grinste und rutschte vom Untersuchungstisch. "Das ist kein Problem. Ich suche mir eben zwei Namen aus, einen für ein Mädchen und einen für einen Jungen."
"Wirst du deinem Kind einen minbarischen Namen geben?" fragte Rakall.
"Nein, einen menschlichen", entgegnete Rhiannon. "Das Kind ist ja auch ein Mensch."
Eine Akolythin im ersten Jahr kam zu ihnen und entschuldigte sich für die Störung. "Der Gewählte ist hier, Heilerin Rakall", sagte sie. "Würden Sie bitte kommen?"
"Ja, sofort." Rakall wandte sich an Ria. "Kommst du mit?"
"Sicher", entgegnete sie und streichelte unbewusst ihren Bauch.
Satai Jenimer - oder der Gewählte, wie die meisten Minbari ihn nannten - kam zu einer Routineuntersuchung in den Tempel, der er sich sehr zu seinem Verdruss seit seinem Herzinfarkt regelmäßig unterziehen musste.
"Wie geht es Ihnen?" fragte Rakall freundlich, und musterte Jenimer mit dem professionellen Blick einer erfahrenen Ärztin.
"Ich kann nicht klagen", antwortete er.
Rakall untersuchte ihn gründlich und nickte dann zufrieden. "Sie haben sich wirklich gut erholt. Besser als ich gehofft habe. Aber vergessen sich nicht, auch weiterhin Ihre Medikamente zu nehmen und sich zu schonen.
Jenimer seufzte verstimmt. "Ich bin vorsichtig."
"Na schön", brummte die Heilerin. "Die Untersuchung ist beendet."
"Gut." Er rutschte vom Untersuchungstisch. "Möchtest du mich auf einen Spaziergang begleiten?" fragte er Rhiannon.
Sie sah unsicher zu Rakall. "Nun... eigentlich sollte ich arbeiten..."
"Jemand anders wird dich vertreten", unterbrach die minbarische Ärztin sie. "Eine Pause wird dir gut tun. Falls ich dich brauchen sollte, kann ich dich ja rufen lassen."
"Fein, ich bin einverstanden." Ria lächelte. "Ich bin in spätestens einer Stunde wieder hier", sagte sie zu Rakall.
"Ist in Ordnung."
Satai Jenimer und Rhiannon gingen in den Tempelpark hinaus, und eine Weile schwiegen sie beide. Plötzlich spürte Ria, wie sich ihr Kind bewegte und ihr einen kräftigen Tritt verpasste.
"Oh." Sie runzelte die Stirn und blieb stehen.
"Was ist los?" fragte Jenimer besorgt, er stoppte ebenfalls.
"Mein Kind hat mich eben getreten."
"Darf ich?" Er streckte seine Hand Rias Bauch entgegen.
"Natürlich." Sie nahm seine Hand und legte sie dort hin wo die Kindsbewegungen am deutlichsten zu spüren waren. Tatsächlich konnte Jenimer bald darauf die Tritte des Babys fühlen.
"Es ist ganz schön aktiv", meinte er mit einem dünnen Lächeln.
Ria lachte. "Das müssen Sie mir nicht sagen."
"Was ist mit dem Vater des Kindes? Hast du mit ihm geredet?"
Rhiannons wich seinem Blick aus. "Ich dachte, eine solche Frage gilt bei den Minbari als indiskret."
"Als Oberhaupt des Grauen Rates habe ich da einige Freiheiten", entgegnete er, als sie weiter gingen.
"Ich habe ihm schon zwei Mal eine Nachricht geschickt, aber er hat sich nicht bei mir gemeldet." Ria seufzte. "Was ich ihm nicht verdenken kann, nach dem Streit, den wir hatten. Aber was soll ich machen? Ich will hier bleiben."
Jenimer wirkte nachdenklich. "Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast. Aber du bist jung, und viele Dinge weißt du noch nicht. Ich hoffe, du wirst es nicht eines Tages bereuen, dass du hier geblieben bist. Oder hast du das, was ich dir über Entscheidungen gesagt habe, schon vergessen?"
Rhiannon schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Aber von dem Augenblick an, als ich mich für dieses Kind entschieden habe, wusste ich, dass ich es hier zur Welt bringen und großziehen will. Alex und ich... ich fürchte, wir waren nicht füreinander bestimmt."
"Das tut mir leid", sagte Satai Jenimer. "Wenn du meine Hilfe brauchst, kannst du jederzeit zu mir kommen."
"Ich danke Ihnen." Rhiannon lächelte. "So viele Leute haben mir inzwischen ihre Hilfe angeboten. Delenn und mein ganzer Clan freuen sich schon auf das Baby, auch meine Freunde."
Jenimer erwiderte das Lächeln. "Ich hoffe, dein Kind wird ein glückliches Wesen sein."
"Dafür werde ich schon sorgen", versicherte Ria und streichelte ihren Bauch.

Am Nachmittag ging Rhiannon gleich nach der Arbeit auf den Markt. Obwohl noch mehr als genug Zeit war, hatte sie sich spontan dazu entschlossen, schon jetzt alle möglichen Sachen für das Baby einzukaufen.
Ria amüsierte sich zuweilen über die neugierigen Blicke, die die Leute auf der Straße ihr zuwarfen. Offenbar hatten sie noch nie eine schwangere menschliche Frau gesehen. Und Rhiannon konnte ihren dicken Bauch nur noch schwer verstecken, was sie im übrigen auch gar nicht wollte.
"Hallo, Ria!"
Die junge Frau drehte sich herum und entdeckte schließlich Inesval, der ihr fröhlich zuwinkte.
Sie ging erfreut auf ihn zu. "Hallo Inesval. Hat Delenn dich einkaufen geschickt?"
Er nickte. "Wir haben nicht mehr genug Vorräte im Haus."
"Und ich habe ein paar Kleidchen für mein Kind gekauft", erwiderte Rhiannon. "Und jetzt will ich mir noch ein Tragetuch oder etwas ähnliches kaufen."
"Soll ich die Sachen tragen?" fragte Inesval. "Du sollst doch nicht schwer heben, und die Tasche ist doch bestimmt schwer."
"So ein Unsinn", widersprach Ria energisch. "In der Tasche sind doch nur ein paar Hemdchen und Strampelhöschen. Sie ist leichter als mein Denn'bok. Die meisten Sachen werde ich mir nämlich aus der Erdallianz kommen lassen." Sie grinste schelmisch. "Ich bin nur froh, dass ich wegen den Windeln nicht ständig nach Denera fliegen muss."
Inesval lachte. "Ja, einige Dinge haben menschliche und minbarische Babys doch gemeinsam."
Zusammen gingen sie über den Markt, kauften dies und jenes und hatten ihren Spaß. Rhiannon fand schließlich auch ein wunderschönes weiß und dunkelblau gemustertes Tragetuch, das den Eltern erlaubte, ihr Kind am Körper zu tragen, ohne dass sie es halten oder stützen mussten. Außerdem konnte das Baby so den beruhigenden Herzschlag der Mutter oder des Vaters hören.
Nach dem Einkaufsbummel war Ria müde, und das Kind in ihrem Bauch begann langsam unruhig zu werden. Obwohl noch mehr als genug Zeit für einen Spaziergang durch einen der unzähligen Parks gewesen wäre, wollte sie nach Hause.
"Das Baby will heim", erklärte Rhiannon Inesval schlicht. "Es ist der Meinung, dass wir für heute genug Bewegung hatten. Und mir tun auch schon die Füße weh."
"Nun, dann gehen wir jetzt eben nach Hause", meinte er.
Ria war froh, als sie sich zu Hause endlich hinsetzen und die Füße hoch legen, oder zumindest ausstrecken konnte. Minbari bevorzugten niedere Möbel, ein Umstand den Ria verfluchte, seit sie schwanger war. Bisher gab es keine Probleme, aber bald würde sie vermutlich Hilfe brauchen, wenn sie sich hinsetzen oder aufstehen wollte.
Ihre Ruhe währte nicht sehr lange denn Delenn kam mit einer Zeitung in der Hand ins Wohnzimmer und wirkte ungewöhnlich aufgeregt.
"Gut, dass du hier bist, Ria. Du musst etwas für mich übersetzten."
"Was denn?" fragte Rhiannon genervt und richtete sich träge ein wenig auf.
Delenn gab ihr die Zeitung. "Das hier."
Erstaunt stellte Ria fest, dass es sich bei dieser Zeitung um eine Ausgabe des Universe Today, ein Blatt aus der Erdallianz handelte.
"Wo hast du das denn her?" erkundigte sie sich, während ihre Augen die Zeilen entlang huschten. "Hier kannst du doch den Universe Today gar nicht kaufen."
"Eines unserer Handelsschiffe hat die Zeitung von der Erde mitgebracht", entgegnete Delenn.
Rhiannon brummte geistesabwesend, während sie auf das Datum sah. Diese Ausgabe des Universe Today war bereits zehn Tage alt.
"Hier steht, dass die Regierung der Erde darüber diskutiert, ob das Babylon-Projekt nun fortgesetzt werden soll oder nicht", sagte sie schließlich.
"Bitte lies vor."
"In Ordnung." Rhiannon beschränkte sich auf die wichtigsten Teile des Artikels. "... sprach sich Senator Eugene Clark, der das Babylon-Projekt bis zum Bau von Babylon 4 abgelehnt hat, für den Bau einer weiteren Station aus.
,Wenn die Völker der Centauri, der Narn, der Minbari, der Drazi, der Pak'ma'ra und die Liga der blockfreien Welten uns unterstützen, könnte es möglich sein, diesen Traum von Frieden und Verständigung doch noch zu realisieren. Unser Fehler war, dass wir versucht haben, das Babylon-Projekt alleine zu verwirklichen,' sagte er in seiner Rede vor dem Senat.
"Das EarthDome will nun Abgesandte schicken, um die Regierungen sämtlicher Völker um Unterstützung zu bitten..."
"Weißt du, wer dieser Eugene Clark ist?" unterbrach Delenn sie.
"Ich habe den Namen erst vor kurzem einmal gehört, in einem Videobericht von der Erde", erwiderte Rhiannon zögernd. "Es war eine Reportage über Verbrechen. Clark hat eine Truppe ins Leben gerufen, die sich NightWatch nennt. Die Leute, die zu NightWatch gehören, patrouillieren in den Gebieten, in denen es besonders häufig zu Gewalt kommt. Sie tragen Binden am Oberarm, damit jeder sie erkennen kann, allerdings sind sie nur wenige. Sie sollten dabei helfen, Verbrechen jeder Art zu verhindern und aufzuklären. Clark ist für die Gründung dieser Organisation gelobt worden. Es sei ein vorbildliches Projekt."
"Sonst weißt du nichts von ihm?"
"Eigentlich nicht", sagte Ria und runzelte die Stirn. "Nur eines noch: Ende November sind auf der Erde Präsidentschaftswahlen, die finden etwa alle sechs Jahre statt, und Senator Clark unterstützt einen Mann namens Louis Sandiago als Vizepräsident."
"Was bedeutet das genau?" fragte Delenn.
"Sollte Sandiago tatsächlich Präsident werden, und ihm würde etwas zustoßen, würde Clark bis zu den nächsten Wahlen Präsident der Erde sein, damit der Planet nicht ohne ein Staatsoberhaupt ist", erklärte Rhiannon.
"Ich verstehe", sagte Delenn langsam. "Hat der Präsident der Erde viel Macht?"
"Normalerweise nicht, die eigentliche Macht liegt im Parlament, das auch vom Volk gewählt wird. Der Präsident repräsentiert den Planeten nach außen hin." Ria überlegte kurz. "Allerdings hat der Präsident den Oberbefehl über die Armee, und in Krisensituationen kann er oder sie das Parlament außer Kraft setzen und ganz allein regieren."
Delenn runzelte die Stirn. "Dann ist der Präsident also doch eine einflussreiche Person."
"Unter Umständen", brummte Rhiannon. "Warum willst du das alles wissen? Und warum interessierst du dich so für Senator Clark?"
Delenn schüttelte andeutungsweise den Kopf. "Ich war nur neugierig."
"Wird der Graue Rat den Bau von Babylon 5 unterstützen, falls es dazu kommt?" fragte Ria.
"Ich weiß es nicht, aber ich werde mich auf jeden Fall dafür aussprechen", entgegnete Delenn. "Zumindest werden wir die Delegation von der Erde empfangen und uns mit ihnen beraten."
"Lass dir bloß nicht einfallen, mich noch einmal als Verbindungsperson irgendeiner Art einzusetzen. Als ich das letzte Mal einen solchen Posten übernommen habe, hat das einen sehr einprägsamen Eindruck bei mir hinterlassen." Rhiannon streichelte demonstrativ ihren dicken Bauch
Delenn lachte. "Keine Bange, du wirst den Leuten von der Erde höchstens ein wenig die Stadt zeigen müssen. Du wirst hauptsächlich als meine Assistentin dabei sein. Verbindungsperson zu sein ist Aufgabe für Akolythen im ersten Jahr oder sonstige Neulinge. Über solche Dienste bist du schon hinaus."
"Warum werden gerade junge, unerfahrene Leute für solche Aufgaben ausgewählt?" fragte Rhiannon verwundert. "Sie haben keine Erfahrung und machen eine Menge Fehler."
"Aber du bist doch mit deiner Aufgabe ganz gut zurechtgekommen."
"Nun ja..."
"Sieh mal." Delenn sah sie leicht amüsiert an. "Junge Leute bekommen solche Aufgaben zugeteilt, gerade weil sie noch so unerfahren sind. Wie sollten sie sonst lernen? Die Theorie kennen sie ja schon, aber wahre Weisheit kommt aus Erfahrung."
"Das klingt einleuchtend", gab Rhiannon zu.
"Außerdem werden für wichtige Aufgaben schon erfahrene Leute ausgewählt", fuhr Delenn fort. "Niemand käme auf die Idee, einen Akolythen im ersten Jahr als Botschafter, Attaché oder Gesandten in wichtiger Mission einzusetzen. Es sind schon kleinere Aufträge."
"Wie übersetzen und ähnliches."
"Genau." Delenn nickte. "Es war gut, dass du auf Cha'dar zwischen den Menschen und den Minbari gestanden bist, so konntest du bei Problemen helfen. Aber der Auftrag war nicht so schwierig, dass du ihn nicht hättest bewältigen können. Und es war eine lehrreiche Erfahrung für dich."
Ria schüttelte erstaunt den Kopf. "Ihr Minbari habt eine merkwürdige Art, einem etwas beizubringen." Sie dachte kurz nach. "Apropos beibringen: Soll ich dir die menschliche Schrift beibringen? Dann kannst du die Zeitung in Zukunft selber lesen."
"Ja, das wäre gut", entgegnete Delenn.


Fortsetzung: Kapitel 20


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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