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Rhiannons Geschichte:
20. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Drei Wochen später war es endlich soweit: eine kleine Delegation von der Erde wurde erwartet. Es war das erste Mal, dass die Erde ganz offiziell Gesandte zu Gesprächen zum Heimatplaneten des früheren Todfeind schickte. Die wenigen Menschen, die normalerweise nach Minbar kamen, waren nämlich entweder Handelsleute oder sonst irgendwelche Privatpersonen.
Deshalb wurde der ganze Sache auch immense Bedeutung beigemessen, selbst wenn es keine richtige diplomatische Kontaktaufnahme war, sondern nur erste Gespräche über den Bau und die Finanzierung von Babylon 5.
Die Verhandlungen sollten im Regierungsgebäude von Yedor stattfinden, wo üblicherweise alle Themen diskutiert wurden, sofern sie von öffentlichem Interesse waren, außerdem wurden hier auch Gerichtsverhandlungen abgehalten und Dispute ausgetragen, die es manchmal zwischen den Clans oder den Kasten gab.
Die Delegierten der Erde wurden erst einmal in ihr Hotel gebracht, wo sie sich ein wenig von der langen Reise erholen konnten. Das erste Treffen mit den Fachleuten der Minbari, hauptsächlich Angehörigen der Arbeiterkaste, Delenn und Rathenn, inoffiziell als Mitglieder des Grauen Rates, offiziell nur als Gesandte, die dem Rat dann Bericht erstatten sollten, fand am nächsten Morgen statt. Rhiannon war auch dabei, sie sollte das Protokoll führen und übersetzen.
Ria und die anderen erwarteten die Leute von der Erde in der Eingangshalle des Regierungsgebäude. Hier gab es steinerne, niedere lehnenlose Bänke zum Sitzen in der Nähe der Wände. Der Boden zeigte hübsche, geometrische, aber ein wenig verwirrende Muster und war in grau, weiß und schwarz gehalten.
Von hier aus führten drei Treppen zu den oberen Stockwerken, wo auch Wege zu den Zuschauerrängen des Auditoriums führten. Jeweils zwei Wachen standen am Fuß der Treppen, um Unbefugte aufzuhalten. In den oberen Stockwerken und vor den Toren des Auditoriums standen noch weitere Wachen.
Es war eiskalt und dunkel an diesem Morgen, denn der Winter hatte nun alles fest im Griff. In der Nacht hatte es zum ersten Mal in diesem Winter geschneit, und jetzt war die ganze Landschaft mit einer dünnen Schicht aus Schnee überdeckt. In den nächsten Tagen sollte es in der Gegend um Yedor noch weiter schneien.
Delenn und Rathenn traten vor, als drei Akolythen die sieben Menschen in die Eingangshalle führten. Rhiannon hielt sich ein wenig seitlich hinter den beiden Satais - die traditionelle Position für Assistenten.
Ria bemerkte die fragenden, abschätzenden Blicke, die die Menschen ihr zuwarfen und verschränkte die Arme über ihrem gewölbten Bauch. Sie hatte nicht vor, irgendwelche Fragen über sich oder ihr Baby zu beantworten.
Die beiden Satais begrüßten die Menschen, die Delegierten der beiden Völker wurden einander vorgestellt. Nach dem ersten Austausch von Höflichkeiten gingen sie in einen der Konferenzräume im ersten Stock, um mit den Gesprächen zu beginnen.
Die Minbari sicherten grundsätzlich ihre Unterstützung bei dem Projekt Babylon 5 zu. Der Graue Rat hatte sich zumindest soweit in den letzten drei Wochen einigen können.
Delenn und Rathenn waren vom Grauen Rat autorisiert worden, bei den Verhandlungen zumindest bis zu einem gewissen Grad Zusicherungen zu machen, ohne vorher noch einmal Rücksprache zu halten. Unterstützt wurden die beiden Satais auch noch von sieben Fachkräften.
Die Debatte verlief relativ friedlich - jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, als es darum ging, ob die Minbari den Bau auch mit Leuten unterstützten oder nicht. Da die Erdallianz nach vier Pleiten nicht mehr darauf hoffen konnte, genügend Arbeitskräfte in den eigenen Reihen aufzutreiben, die diesen gefährlichen Job machen wollten, sollten alle beteiligten Völker wenn möglich Leute zur Verfügung stellen.
"Wir bedauern sehr, aber wir können Ihnen ganz unmöglich Arbeitskräfte ,ausleihen'", sagte Delenn, und Ria benutzte in der Übersetzung genau den selben Tonfall wie sie.
"Warum nicht?" fragte Doktor Sarah Cox, die Leiterin der Delegation. "Wir werden wohl nicht genug Menschen finden..."
"Es tut uns leid, es geht einfach nicht", unterbrach Rathenn sie. "Wir denken, es ist zu riskant."
"Aha, daher weht der Wind", brummte Dr. Cox' Assistent Benjamin Lopez. "Sie wollen uns nur unterstützen, solange es kein Risiko für Sie ist, aber dann allen Nutzen aus dem Projekt ziehen."
Noch bevor Ria die Übersetzung beendet hatte, war Delenn auch schon entrüstet aufgesprungen, und die anderen Minbari murmelten verstimmt.
Delenn zischte einige barsche Worte, und als Rhiannon nicht sofort übersetzte, drehte sie sich zu ihr und sah sie durchdringend an. Die Menschen wurden auch ungeduldig.
"Was hat sie gesagt?" erkundigte sich jemand aus der Delegation der Erde.
"Äh..." Ria zögerte und sah kurz zu Delenn, die ihr mit einer Geste zeigte, sie könne ruhig offen sprechen. "Sie meinte, dass Sie in dem Punkt falsch liegen. Minbari scheuen das Risiko nicht..."
"Das habe ich nicht gesagt!" mischte sich Delenn ein. Sie sprach nun perfektes Erdstandard. "Was ich gesagt habe war: ,Das ist eine Lüge, Minbari sind keine Feiglinge.'"
Die Menschen wechselten Blicke, verdutzt über diese Unverblümtheit. Immerhin waren Minbari nicht gerade bekannt dafür, so direkt zu sein.
Rhiannon schlug sich zerknirscht vor die Stirn. Warum musste Delenn ausgerechnet jetzt so verdammt ehrlich sein! Die Delegierten aus der Erdallianz mochten zwar nicht besonders viel über die Kultur der Minbari wissen, aber sie waren bestimmt in der Lage, diese Beleidigung zu erkennen.
In Dr. Cox Mundwinkeln zuckte es sarkastisch. "O ja, das wissen wir Menschen nur zu gut."
Schon gab es Streit zwischen den Delegierten, sie beschimpften sich gegenseitig, wobei es ihnen offenbar völlig egal war, ob sie einander verstanden oder nicht.
Fassungslos hörte Ria den Vorwürfen zu, die sich Menschen und Minbari machten, doch dann begann sie ärgerlich zu werden. Um die Leute zur Ruhe zu bringen, griff sie zu einem altbewährten Mittel: Sie steckte die Finger in den Mund und pfiff so laut und schrill wie sie nur konnte, bis ihr die Luft weg blieb, und das Kind in ihrem Bauch unruhig zu strampeln begann.
Sämtliche Minbari fuhren zu Tode erschrocken zusammen, denn sie hatten noch nie einen Pfiff gehört, und hielten sich die Ohren zu. Die Menschen zuckten ebenfalls zusammen, vollkommen perplex über diese unerwartete Störung.
"Ich schlage vor, wir reden jetzt wieder in Ruhe weiter", sagte Ria mit einem zuckersüßen Lächeln, das alles andere als zuckersüß war, zu den Menschen. "Ich will hier keinen Ärger haben. Ich mag zwar wie eine harmlose schwangere Frau aussehen, aber ich kann bei Problemen sehr unangenehm werden."
"Sagen Sie das den Minbari", brummte jemand.
Rhiannon sah den menschlichen Mann fest an. "Das habe ich vor."
Sie drehte sich zu den Minbari um, die gerade langsam die Hände von den Ohren nahmen.
"Was war das für einen schreckliches Geräusch?" fragte Delenn, die immer noch etwas blass war, Ria, bevor sie etwas sagen konnte.
"Ein Pfiff", entgegnete Rhiannon düster. "Ich kann das gerne wiederholen, wenn ihr unbedingt darauf besteht euch weiterhin zu streiten."
"In Valens Namen, bitte nicht!" rief Delenn erschrocken aus. Sie wirkte ein wenig reumütig. "Mein Ausbruch vorhin tut mir leid. Ich schlage vor, wir machen eine halbe Stunde Pause, um die Gemüter wieder zu beruhigen."
Damit waren alle einverstanden. Ria folgte ihrer Pflegemutter, und in ihr brodelte dumpfer Ärger. Das war erst der Anfang gewesen, die nächsten Tage würden bestimmt noch viel anstrengender werden.
Es war nicht gerade ein leichter Job, Menschen und Minbari davon abzuhalten, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Rhiannon fragte sich ernsthaft, ob sie die Nerven dazu hatte. Nun ja, irgendwie würde sie die Konferenz wohl oder übel durchstehen müssen...

Die folgenden zehn Tage, die die Gespräche dauerten, verlebte Rhiannon, als würde sie neben sich stehen. Fast mechanisch erledigte sie ihre Arbeit, ließ nichts von dem, was geschah wirklich an sich heran. Es war ihre Art, mit dem ganzen Stress fertig zu werden.
Ria war so froh, dass sie sich nicht noch um die kleinen Problemchen der Menschen kümmern musste, soweit es Unterkunft, Verpflegung und solche Dinge anging, so, wie es auf Cha'dar der Fall gewesen war. Sie musste nur ein bisschen die Fremdenführerin spielen und während der Verhandlungen übersetzen.
Die menschlichen Gesandten taten ihr bestes, um sie nicht zu sehr fordern, denn sie sahen ja, dass sie hochschwanger war. Rhiannon war dafür wirklich dankbar, aber es ging ihr auf die Nerven, dass alle ihr gute Ratschläge geben wollten, vor allem Dr. Cox, die selbst Kinder hatte. Naja, Ria nahm's gelassen.
Aber wenn sie ehrlich sein sollte war sie heilfroh, als die Gespräche endlich vorbei waren, jedenfalls vorerst, und die Menschen sich auf den Weg nach Hause machten. Sie mussten mit der Regierung der Erde die Ergebnisse dieser ersten Verhandlungen besprechen.
Die ersten Gespräche zwischen den Menschen und den Minbari wurden von den Medien der Erdallianz lang und breit diskutiert. Das Treffen wurde - wenn auch etwas zurückhaltend - als Erfolg gewertet.
Natürlich würde es noch weitere Gespräche geben, und Rhiannon hoffte, dass ihr Kind bis dahin schon auf der Welt war. Dann würde sie wenigstens nicht mehr so furchtbar unförmig sein.
Naja, jetzt mussten erst einmal die Reaktionen der anderen Völker abgewartet werden, bevor der Verhandlungen weitergehen konnten. Nachdem die Minbari überraschend schnell ihre Zusage gemacht hatten, würde es wohl nicht mehr schwer sein, auch die anderen Völker zur Mitarbeit zu überreden. Immerhin waren die Minbari derzeit - abgesehen von der Vorlonen - das einflussreichste Volk unter den bekannten Zivilisationen.
Gelegentlich hörte Ria in den Videonachrichten von den Fortschritten der Verhandlungen der Menschen mit Delegierten der verschiedenen Völker. Nachdem sich die Minbari so kooperativ gezeigt hatten, waren praktisch alle bereit, wenigstens darüber nachzudenken, ob sie bei diesem in der Geschichte bisher einmaligen Gemeinschaftsprojekt mitmachen wollten, die Centauri sicherten ihre Mithilfe sogar ebenfalls ungewöhnlich rasch zu.
Wie auch immer, bis der Bau von Babylon 5 endlich beginnen konnte, würden noch Monate vergehen, nach Zeitplan sollte es Mitte des Jahres 2255 losgehen, und die Station sollte Jänner oder Februar 2257 in vollen Betrieb genommen werden.
Aber bisher standen die Wetten bis zu tausend zu eins, dass Babylon 5 niemals gebaut werden würde, trotz des ermutigenden Beginns.
Rhiannon war ebenfalls skeptisch, aber eigentlich war es noch viel zu früh, um wirklich etwas konkretes sagen zu können, deshalb behielt sie ihre Meinung vorerst auch für sich. Wer konnte denn schon wissen, wie die Dinge sich entwickeln würden.


Fortsetzung: Kapitel 21


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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