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Rhiannons Geschichte:
40. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Rhiannon war noch nie so froh gewesen wieder zu Hause zu sein wie dieses Mal. Sie begrüßte deshalb ihre Familie besonders herzlich und verwöhnte ihre kleine Tochter mehr als sonst.
Aber in Gedanken war sie immer wieder bei dem Vorfall mit den Schatten, denn es belastete sie sehr. Sie fragte sich, ob das Schattenschiff tatsächlich eine Besatzung gehabt hatte, und wenn ja, wie viele Leben sie vernichtet hatte, als sie diesen Kreuzer zerstört hatte.
Denn ob Notwehr oder nicht, die Personen, die sich an Bord des Schattenschiffs befunden hatten waren sinnlos gestorben, ob sie nun Feinde gewesen waren oder nicht.
Hadenns Datenkristall und ihren eigenen Bericht, den sie noch an Bord der Titanic angefertigt hatte, gab Ria ab, ohne viel dazu zu sagen.
Sie machte sich daran, die Schäden an der Titanic zu reparieren. Sie waren relativ gering, weil die Schatten sie nicht direkt getroffen hatten. Einige Leitungen mussten ausgetauscht werden, Rhiannon brauchte einen zweiten Lufttank und die Waffensysteme waren beim letzten Schuss durchgebrannt.
Ria fand, dass sie bei dem Kampf viel Glück gehabt und ihn noch relativ gut überstanden hatte. Wenn es den Schatten gelungen wäre, einen richtigen Volltreffer zu landen und sie mit den Schüssen nicht nur gestreift hätten, wäre sie niemals so glimpflich davongekommen. Dann wäre die Titanic jetzt höchstwahrscheinlich nur noch Schutt und Asche und sie diejenige gewesen, die bei dem Kampf getötet worden wäre.
Aber wer auch immer das Schattenschiff gesteuert hatte, schien große Schwierigkeiten gehabt zu haben mit dem riesigen Kreuzer zurechtzukommen.
Zwei volle minbarische Tage brauchte Rhiannon, um ihren kleinen Raumkreuzer wieder flott zu bekommen. Es war kein großes Problem, die Hangar waren ja voll von Ersatzteilen.
Als Ria von einem ausgedehnten Testflug zurückkam, wurde sie zu ihrem Erstaunen schon von Satai Rathenn erwartet. Er wirkte überaus ernst.
"Ich grüße dich, Riann", sagte er. "Ich muss mit dir reden."
Da er einen hoch offiziellen Tonfall gebrauchte, verneigte sich Rhiannon höflich. "Wie kann ich Ihnen dienen, Satai?" fragte sie gleichmütig.
"Der Graue Rat will heute nacht mit dir sprechen", sagte Rathenn.
Rias Gesicht verfinsterte sich. "Und worüber?"
"Über deine Begegnung mit den Schatten", erklärte er.
"Was ich darüber zu sagen habe, steht alles in meinem Bericht", entgegnete sie kühl. "Haben Sie ihn denn nicht gelesen?"
"Doch, natürlich." Rathenn nickte. "Aber wir wollen alles von dir persönlich hören."
Rhiannon seufzte verärgert. "Bei allem Respekt, Satai, sagen Sie dem Rat, sie sollen mich gefälligst in Ruhe lassen. Es gibt nicht zu besprechen. Das können Sie ihnen Wort für Wort so ausrichten."
Rathenn sah sie betrübt an. "Das kann ich tun. Aber glaubst du, es ändert etwas?"
Ria erwiderte den Blick ruhig. "Nein, wohl kaum. Aber wenn der Graue Rat glaubt, dass ich kommen werde, irren sie sich, Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte."
Damit ging sie einfach, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie war viel zu aufgebracht, um die Etikette zu wahren oder sich Gedanken über mögliche Konsequenzen ihres respektlosen Verhaltens zu machen.
Rathenn vollführte eine resignierte Geste, machte aber keinen Versuch, Rhiannon aufzuhalten oder ihr zu folgen. Ihm war klar, es hatte keinen Zweck, jetzt mit ihr reden zu wollen. Abgesehen davon hätte er im Moment ohnehin nicht gewusst, was er ihr noch hätte sagen können.
Er kannte ihre Starrköpfigkeit nur zu gut, außerdem hatte er ihr ja bereits die Nachricht ausgerichtet, weswegen er gekommen war.

Da Rhiannon in dieser Nacht nicht einschlafen konnte, beschloss sie, zu meditieren, um ihre Gedanken zur Ruhe zu bringen. Es war schon spät, und Zora und Nistel, der in den letzten der vier Zimmerkomplexe gezogen war, schliefen schon längst.
Ria konnte nicht nur deswegen nicht schlafen, weil sie immer noch ein wenig durcheinander war sondern auch, weil sie wusste, dass die Gesandten des Grauen Rates kommen und sie holen würden, auf die eine oder andere Weise. Was sie Satai Rathenn am Nachmittag gesagt hatte, spielte keine Rolle.
Deshalb trug Rhiannon auch ihre Uniform. Ihr Denn'bok hatte sie vor sich hingelegt, und so wartete sie ab, was geschehen würde.
Plötzlich wurde die Tür ohne Vorwarnung geöffnet, und drei Minbari, zwei Männer und eine Frau kamen fast lautlos herein.
Ria wirbelte mit dem Kampfstab herum und stoppte den Angriff nur Millimeter vor dem Kopf der Frau entfernt. Rhiannon kannte sie. Die Minbari war eine Hohepriesterin, sie waren sich schon des öfteren auf dem Schiff des Grauen Rates begegnet. Die beiden Männer gehörten zu den Wachen des Rates.
Die Priesterin sah Ria völlig unbeeindruckt an. Sie hatte es nicht einmal für nötig gehalten, dem drohenden Schlag auszuweichen. Die Wächter griffen nicht ein.
"Wir sind gekommen, um dich zu holen."
"Geht sofort wieder", zischte Rhiannon. "Der Graue Rat wird auf mich verzichten müssen."
Auch das schien die Priesterin nicht aus der Fassung zu bringen. "Du hast die Wahl. Entweder kommst du freiwillig mit uns oder als Gefangene."
Nach einigen Sekunden seufzte Ria, faltete ihr Denn'bok und legte es auf den Altar. Die Tradition verlangte, dass sie unbewaffnet vor den Grauen Rat trat. "Na schön, ich komme freiwillig mit."
Sie folgte den drei Minbari zum Shuttle, das sie zum Schiff des Grauen Rates bringen würde. Es ärgerte Rhiannon, dass sie während des Fluges zwischen den beiden Wachen sitzen musste und so nicht sehen konnte, wohin sie flogen.
Auf dem Ratsschiff war niemand da, um sie abzuholen, aber das war auch nicht notwendig. Die Hohepriesterin ging zielstrebig in Richtung des Sitzungssaals. Die Wachen folgten ihr mit Ria in ihrer Mitte.
Ab einem bestimmten Punkt des Weges mussten die Wächter zurückbleiben. Rhiannon ging weiter hinter der Priesterin her, wie es sich gehörte mit drei Schritten Abstand.
Am Ende des Weges kamen sie zu einer Flügeltür, hinter der ein großer kavernenartiger Raum lag. Die Priesterin blieb zurück, und Ria betrat den Saal alleine. Als sich das Tor hinter ihr schloss, war es vollkommen dunkel. Nichts war zu sehen, nur ein Kreis mit einem Durchmesser von etwa einem Meter war in der Mitte des Raumes in der Finsternis mit grauem Licht ausgeleuchtet.
Rhiannon atmete tief durch und betrat den Kreis. Gleich darauf gingen um sie herum neun Lichter an, eins nach dem anderen, und in jedem stand eine grau verhüllte Gestalt. Ria konnte nicht sagen, wer von ihnen Delenn war, nur Satai Jenimer, den Gewählten, erkannte sie, weil er den Stab mit einem der Triluminary in der Spitze, das Zeichen des Oberhaupts des Grauen Rates trug.
"Du bist also den Schatten begegnet?" fragte Jenimer ohne Begrüßung.
"Es ist alles in meinem Bericht vermerkt." Rhiannon versuchte ihre Stimme gelassen klingen zu lassen. "Ich habe dem nichts hinzuzufügen."
"Wir glauben, dass du lügst", sagte eine Stimme aus dem Grauen Rat.
Ria war entrüstet. "Ich lüge nicht", entgegnete sie fest. "Ich habe ein Schiff der Schatten gesehen und es zerstört."
"Dann frage ich mich, warum du noch am Leben bist."
"Du kannst allem möglichem begegnet sein."
"Stimmt. Es gibt keine Beweise."
"Ignorante Narren!" knurrte Rhiannon, laut genug, dass alle sie hören konnten. "Sie müssen meinem Bericht ja keinen Glauben schenken, aber es ist die Wahrheit!"
Sie konnte den stillen Zorn der Satais ganz deutlich spüren, und sie wusste, sie war zu weit gegangen. Es war ihr egal, sie hatte nichts zu verlieren.
"Ich habe bis eben selbst nicht an die Existenz der Schatten geglaubt", fuhr Ria fort. "Aber es gibt sie, und sie sind zurückgekehrt. Und wer weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt, bis sie angreifen. Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, statt mich hier zu drangsalieren."
"Schafft sie hier hinaus!" rief jemand wütend.
"Bringt sie in mein Quartier", fügte ein anderer hinzu, und Rhiannon erkannte Delenns Stimme, die jetzt so völlig anders klang, unbeteiligt, als würde es sie nicht kümmern, nicht warm und freundlich wie sonst.
Das Tor wurde geöffnet, die Hohepriesterin kam und führte Ria hinaus und brachte sie wie befohlen in Delenns privates Quartier.
Über eine Stunde wartete Rhiannon und wurde von Minute zu Minute nervöser. Selbst die Meditation konnte ihr kaum dabei helfen, sich zu beruhigen. Als dann endlich die Tür geöffnet wurde, sprang Ria sofort auf die Beine und drehte sich herum.
Delenn kam herein. Sie hatte die Kapuze ihrer grauen Kutte zurückgeschlagen. Delenn war wütend, nicht einfach nur verärgert sondern wirklich zornig.
"Sag mal, was hast du dir dabei gedacht?" schimpfte sie. "Wie konntest du den Rat nur so beleidigen? Was ist denn in dich gefahren?"
"Ich habe ihnen lediglich meine Meinung gesagt", schnappte Rhiannon zurück. "Das ist mein gutes Recht. Schließlich leben wir hier nicht in einer Diktatur. Und du weißt ganz genau, dass ich recht mit dem habe was ich gesagt habe. Außerdem hat der Rat zuerst mich beleidigt."
Delenn durchbohrte sie mit ihren Blicken "Ich weiß. Aber wieso musst du dich mit aller Gewalt beim Grauen Rat unbeliebt machen? Das ist sehr dumm von dir."
Ria wischte die Worte mit einer Handbewegung beiseite. "Es ist doch ohnehin schon allgemein bekannt, dass ich vom Rat oder besser gesagt von seinen Mitgliedern nicht viel halte."
Kummer verdunkelte Delenns Gesicht für einen Moment. Der Graue Rat war schon immer ein Konfliktpunkt zwischen ihnen gewesen, und daran würde sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Deshalb war es auch eine Art ungeschriebenes Gesetz geworden, dass sie in ihrer Freizeit nie über ihre Arbeit sprachen.
Rhiannon sah ein, dass sie jetzt nicht fair gewesen war und seufzte. "Tut mir leid, dich, Rathenn und den Gewählten mag ich ja. Aber den Rest..."
Delenn nickte. "Ich weiß, was du meinst."
"Und was hat der Rat entschieden, was wir tun?"
"Sie wollen überhaupt nichts tun", erwiderte Delenn resigniert. "Nur abwarten. Sechs Mitglieder waren der Meinung, dass - selbst wenn du einem Schiff der Schatten begegnet sein solltest - es nichts zu sagen hat und es keinen Grund gibt, überstürzt zu handeln."
"Was soll das heißen 'selbst wenn ich den Schatten begegnet sein sollte'?" fragte Ria beleidigt. "Ich bin ihnen begegnet. Ich habe mir das alles doch nicht eingebildet! Oder denkst du auch, dass ich lüge?"
Delenn schüttelte den Kopf. "Nein, ich glaube dir. Und ich habe mein Bestes getan, deinen Standpunkt zu vertreten, aber ich kann nun einmal nichts machen, wenn die anderen sich weigern die Wahrheit zu sehen."
"Dann können wir nur hoffen, dass diese Ignoranz uns nicht eines Tages alle umbringen wird" brummte Rhiannon. "Es geht hier schließlich nicht nur um unser eigenes Leben, sondern um die Zukunft."
"Mach dir keine Sorgen." Delenn lächelte. "Wenn der richtige Zeitpunkt kommt, wird sich uns der richtige Weg zeigen, so wie es schon immer gewesen ist und immer sein wird."
Ria lachte einen Moment, und es klang mehr wie ein Schnauben. "Du verheimlichst mir da doch etwas. Andernfalls kann ich mir nicht erklären, wie du so viel Vertrauen haben kannst."
Delenns schmunzelte nur. Sie wussten ja beide, dass sie als Satai mehr Informationen bekam als 'normale Leute'. "Ich schlage vor, wir fliegen jetzt nach Hause."
"Gut, in Ordnung."
Rhiannon war froh, dass sie wenigstens nicht auf dem Schiff übernachten musste, sondern zu Hause schlafen konnte.


Fortsetzung: Kapitel 41


Jennifer Fausek
17.09.2002
Website von Jennifer Fausek

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