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Rhiannons Geschichte (2. Band):
22. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Metallene Stricke schnitten sich in seine Haut. Er war mit den Fesseln an ein dreieckiges Ding gekettet. Er war von einem Kreis aus Licht umgeben.
Furchtbare Schmerzen gingen durch seinen ganzen Körper, und er konnte ihnen nicht entkommen, so sehr er es auch versuchte.
Sinclair konnte einige schattenhafte Gestalten sehen, die sich knapp außerhalb des Lichtkreises bewegten. Es waren humanoide Wesen, allesamt verhüllt.
Es waren Minbari.
"Wer seid ihr?" Sinclair hatte kaum noch die Kraft, um diese Worte auszusprechen. "Wieso tut ihr das?"
Neroon trat aus dem Schatten. "Sie werden des Mordes an dreiunddreißig Minbari angeklagt. Wie plädieren Sie? Antworten Sie dem Gericht!"
"Es war im Gefecht..."
"Sie werden des Mordes an unserem Oberhaupt Satai Dukhat angeklagt", donnerte Neroon. "Wie plädieren Sie?"
"Ich war doch überhaupt nicht dabei, als unsere Völker das erste Mal aufeinandergetroffen sind. Dukhats Tod war ein tragisches Missverständnis. Genau wie der Krieg, in dem sie beinahe ein ganzes Volk empfindungsfähiger Wesen ausgelöscht hätten."
"Und war es auch ein Missverständnis, als sie versuchten, unseren jetzigen Gewählten zu vergiften?!" schrie Neroon ihn an. "Wie plädieren Sie?"
"Ich hatte nichts damit zu tun, das wissen Sie!"
Neroon wandte sich ab. "Der Rat wird sein Urteil fällen."
Aus dem Schatten des Raumes traten nun auch andere Minbari heraus, unter ihnen Delenn, Rathenn und Jenimer.
"Bestraft ihn, wie die Menschen ihn bestrafen würden", sagte eine körperlose Stimme, die Sinclair gänzlich unbekannt war.
Es ließ sich nicht einmal sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, die gesprochen hatte. "Und zwar soll er zum Tod der Persönlichkeit verurteilt werden."
Plötzlich war Sinclair nicht mehr gefesselt. Er stand inmitten von Licht. Delenn kam zu ihm. Sie hielt ein Triluminary hoch. Der Stein in der Mitte begann zu glühen.
Zu seiner Rechten stand Rhiannon als knapp Fünfzehnjährige. Sie war in dem Alter nach Minbar gekommen. Sie hielt einen großen Spiegel in den Händen.
Sinclair blickte in den Spiegel - und ein Minbari starrte ihn daraus an. Trotzdem war er es eindeutig selbst.
Er drehte sich wieder zu Delenn um. Er hatte die Absicht sie zu packen und sie notfalls mit Gewalt zu zwingen, ihm zu sagen, was das alles zu bedeuten hatte.
Doch sie war spurlos verschwunden.
Die junge Rhiannon trat vor in, diesmal ohne den Spiegel, dafür aber in die graue Kutte eines Mitglieds des Grauen Rates gekleidet.
"Wieso tust du das?"

Sinclair fuhr zitternd und schwer atmend aus dem Schlaf hoch. Kraftlos schlug er mit Faust auf das Kopfkissen. Wieso wollten diese schrecklichen Träume denn einfach nicht aufhören?

Selbst eine kalte Dusche konnte die Müdigkeit aus Sinclair nicht vertreiben. Sogar Rhiannon war schon aufgefallen, wie mitgenommen er aussah. Dabei kannte sie ihn kaum.
Aber immer wenn sie sich nach seinem Befinden erkundigte - sei es nun aus Höflichkeit oder aus echtem Interesse - gab er jedesmal nur eine knappe unverbindliche Antwort und blockte so alle weiteren Fragen ab.
Als Sinclair ins Büro kam, waren schon eine Handvoll Leute da. Ria saß bereits an ihrem Schreibtisch und las einen Bericht im Universe Today. Als sie ihn bemerkte, faltete sie die Zeitung zusammen und ging damit zu ihm hinüber.
Ria musterte ihren Vorgesetzten kritisch. "Vergeben Sie mir, dass ich das sage, Botschafter, aber Sie sehen müde aus. Geht es Ihnen nicht gut?"
Sinclair erwiderte den Blick mürrisch. "Nein."
"Kann ich irgendetwas für Sie tun?"
"Wenn Sie eine Tasse Kaffee auftreiben könnten..." brummte er.
"Ich habe keinen Kaffee." Rhiannon lächelte bedauernd.
"Schon gut." Sinclair nahm ihr die Zeitung ab und faltete sie auseinander. Er erstarrte förmlich, als er die Schlagzeile auf der Titelseite las.
EarthForce One Explosion war ein Unfall; Ermittlungen abgeschlossen; Die EA-Welten trauern weiter
"Aber ich könnte Ihnen einen Schwarztee bringen, wenn Sie wollen", fuhr Ria fort.
"Nein, nein, lassen Sie mal", sagte Sinclair langsam, während er begann, den Artikel zu lesen.
Da es im Moment nichts weiter zu besprechen gab, richtete Rhiannon erst einmal die Unterlagen für die Verabredungen am Morgen her.
Sinclair ließ sich langsam mit der Zeitung in den Händen in seinen Sessel sinken.
Die Theorien, nach denen Sandiago einem Attentat zum Opfer gefallen sei, wären Hirngespinste von Verrückten. Die Gerüchte über einen Anschlag seien verbreitet worden, um der Regierung der Erde zu schaden.
Der zweite große Artikel auf der Titelseite befasste sich mit Präsident Clarks Rede vor einer Versammlung des Senats.
Ganz offen kritisierte er, dass die Aliens auf der Erde inzwischen schon zu viel Einfluss hätten. Sie seien auch für die Unruhen auf dem Mars verantwortlich, denn sie wollten, dass die Erdallianz auseinanderbrach.
Auf die Minbari hatte es Clark besonders abgesehen. Sie seien der Erde gegenüber aggressiv und arbeiteten heimlich gegen die Interessen der Menschen und der anderen Völker, während sie sich nach außen hin freundlich zeigten.
"Botschafter?" Es war Rhiannon. "Ihre erste Verabredung wartet bereits."
"Sagen Sie ihnen, Sie sollen sich noch gedulden", entgegnete Sinclair langsam ohne dabei aufzuschauen.
Er las weiter. Er war schockiert über die Engstirnigkeit und die Fremdenfeindlichkeit, die sowohl die Rede des Präsidenten als auch den Artikel selbst durchzogen.
Langsam bekam Sinclair den Eindruck, dass die Regierung der Erde ihn nach Minbar verbannt hatte, damit er nicht auch weiterhin unbequeme Fragen in Hinsicht auf Präsident Sandiagos Tod stellen konnte.
Die Wahrheit sollte nicht ans Licht kommen.
Aber nun reichte es endgültig! Sinclair war der Meinung, dass es nun höchste Zeit war, dass er diese Lügen aufdeckte. Er war lange genug untätig herumgesessen.
Er musste handeln, und zwar sofort. Die Minbari wollten ihn ja ohnehin nicht hier haben, nun gut, dann würde er eben gehen. Er würde all das tun, was er hätte schon längst tun sollen.
Sinclair sagte alle Termine für den Tag ab, und schickte die wartenden Leute weg ohne zu sagen, was das sollte.
Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und schrieb seine Kündigung. Als er sie unterzeichnete, fühlte er sich schon wesentlich besser. Er gab das Schreiben dann ordentlich gefaltet Rhiannon, damit sie es Rathenn brachte.
Dann buchte er eine Passage auf einem Frachtschiff der Narn, das in drei Tagen nach Babylon 5 fliegen würde.
Dort wollte er erst einmal nach seinem besten Freund Michael Garibaldi sehen, der wohl immer noch schwer verletzt im Med-Lab lag. Außerdem musste er unbedingt mit Delenn reden, falls sie noch lebte.
Vielleicht konnte er auch mit Captain John Sheridan, dem neuen Kommandanten der Station sprechen. Er schien vertrauenswürdig zu sein.
Anschließend würde Sinclair zur Erde reisen und dort allen die Wahrheit über Sandiagos Tod sagen, ganz egal, ob die Leute ihm glaubten oder nicht.
Nachdem Sinclair schließlich alles für seine Abreise vorbereitet hatte, kehrte er direkt zu seinem Quartier zurück.
Je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass seine Ernennung zum Botschafter von Anfang an nur eine Farce gewesen war.
Es war ein gemeines Ablenkungsmanöver gewesen, um ihn davon abzuhalten, die Wahrheit aufzudecken.
Und nicht nur das. Der vermeintliche Anschlag auf Jenimer hätte um ein Haar beide Seiten voreinander in Misskredit gebracht.
Die Fanatiker auf der Erde und auf Minbar wartete nur auf einen Grund, um wieder einen Krieg zu beginnen.
Nicht zum ersten Mal kam Sinclair der Gedanke, dass der Alkohol in Jenimers Fruchtsaft diesen Anlass hätte liefern sollen, ob nun beabsichtigt oder nicht.
Doch das konnte niemand beweisen.
Warum die Minbari ihn hier haben wollten, wusste Sinclair immer noch nicht, aber es interessierte ihn auch herzlich wenig.
Es spielte ohnehin keine Rolle mehr.
Wenn die Minbari ihren Mund nicht aufbekamen und ihm nicht sagten, was sie von ihm wollten, war das schließlich ihr Problem und nicht seines.
Sinclair lief in sein Schlafzimmer um die wenigen persönlichen Sachen zusammenzupacken, die er mit nach Minbar gebracht hatte.
Er war so in Gedanken versunken, dass er zuerst überhaupt nicht merkte, dass etwas nicht stimmte. Erst nach einigen Minuten wurde ihm bewusst, dass sein Bett in einem dreißig Grad Winkel geneigt war.
Sofort ließ Sinclair alles stehen und liegen.
Er eilte zum Bett hinüber und untersuchte den Mechanismus.
Es war doch einfach nicht zu fassen! Die Crew hatte doch tatsächlich sein Bett ausgetauscht. Vermutlich hatten sie gedacht, es sei kaputt, und sie hatten ihm deswegen ein neues gebracht.
Naja, egal, er würde ohnehin nicht mehr lange hier sein. Er würde die letzten beiden Nächte auch noch durchstehen, selbst wenn er wieder Albträume hatte.
Sinclair schüttelte leicht den Kopf und packte weiter.
Er gab es nur ungern zu, aber es tat ihm Leid, Minbar auf diese Art verlassen zu müssen. Schließlich war er doch in der Hoffnung hierher gekommen, dass sich Menschen und Minbari bald besser verstehen würden.
Und jetzt, da seine anfängliche Wut abgekühlt war, musste sich Sinclair eingestehen, dass es unwahrscheinlich war, dass er auf der Erde etwas erreichte.


Fortsetzung: Kapitel 23


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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