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Rhiannons Geschichte (2. Band):
35. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Ich bin hier Will, dachte Marcus. Genau wie ich es versprochen habe. Aber wenn die Rangers nicht so sind wie du gesagt hast...
Zehn Tage waren seit Williams Tod vergangen. Zehn Tage seit die Schatten nicht nur Wills, sondern auch das Leben von hundertfünfzig Arbeitskräften und ihren Familien zerstört hatten.
Marcus hatte sich von dem minbarischen Schiff, das ihn aufgelesen hatte, auf Minbar absetzen lassen. Die Minbari hatten sich sehr fürsorglich um ihn gekümmert und seine Verletzungen behandelt. Es war nichts von den Blessuren zurückgeblieben.
Jetzt war Marcus bereits den dritten Tag auf Minbar. Die beiden ersten Nächte hatte er in Tuzanor verbracht. Er hatte eine Adresse bekommen, als er nach einer Unterkunft gefragt hatte.
Und zunächst hatte er gedacht, dass die Anschrift falsch war. Es war dort kein Hotel oder eine Pension gewesen, sondern ein Privathaus.
Inzwischen hatte Marcus herausgefunden, dass es in Tuzanor keine Hotels oder etwas in der Art gab. Die Gäste wohnten bei den hier ansässigen Familien.
Marcus war angenehm überrascht von der Gastfreundschaft, mit der er sofort aufgenommen worden war. Er hatte versucht, die Familie für ihre Hilfe zu bezahlen, aber sie hatten das Geld nicht genommen.
Nun, am dritten Tag flog Marcus zusammen mit einigen anderen Leuten zum Lager der Rangers. Er hoffte, dass er mit Botschafter Sinclair sprechen konnte.
Die Neulinge wurden von den Anla'Shok, die schon länger dabei waren, freundlich empfangen. Marcus hielt sich im Hintergrund und beobachtete das bunte Treiben misstrauisch.
Aber er fand nichts, was ihm in irgendeiner Weise missfiel.
Da kam ein Minbari zu ihm, der in die schwarze Kleidung eines Auszubildenden gekleidet war.
"Bist du Marcus Cole?" fragte er in perfektem Erdstandard.
Marcus betrachtete ihn argwöhnisch. Woher konnte er das wissen? "Ja..."
"William Cole war dein Bruder?"
"Stimmt..."
Der Minbari streckte ihm die Hand entgegen. "Hallo, ich bin Inesval."
Marcus ergriff die dargebotene Hand erstaunt und schüttelte sie kurz. Es war das erste Mal, dass er einen Minbari berührte. "Tja, freut mich, dich kennen zu lernen."
"Ich bedauere den Verlust deines Bruders", fuhr Inesval ernst fort. "Es gibt hier bestimmt einige, die ihn vermissen werden. Möchtest du mit Wills Frau Ria sprechen?"
Marcus überlegte kurz. Das war eigentlich gar keine so schlechte Idee. "Ja, ich würde mich gerne mit ihr unterhalten."
Inesval nickte knapp. "Komm, ich bringe dich zu ihr. Sie wird sich bestimmt freuen, dich zu sehen. Will hat uns oft von dir erzählt..."
Marcus nickte nur und folgte ihm.
Er betrachtete Inesval von der Seite. "Du bist nicht wie die anderen Minbari aus der Kriegerkaste." Er hob die Hände ein wenig. "Das sollte keine Beleidigung sein."
Inesval erlaubte sich ein leichtes Lächeln. "So habe ich das auch nicht aufgefasst. Dass ich nicht so bin wie die anderen Leute aus der Kriegerkaste liegt daran, dass ich nicht aus der Kriegerkaste, sondern aus der Arbeiterkaste stamme."
Marcus war überrascht. "Ich dachte, dass die Rangers eine militärische Organisation sind und dass deshalb nur Minbari aus der Kriegerkaste ihnen beitreten dürfen."
"Das war früher einmal so", erklärte Inesval. "Aber seit Jeffrey Sinclair die Führung der Anla'Shok übernommen hat, ist vieles anders geworden. Immerhin dürfen jetzt ja auch Menschen zu uns kommen."
"Aha." Das war das einzige, was Marcus darauf antwortete.
"Es heißt, Sinclair trägt einen minbarischen Geist", fuhr Inesval fort. "Manche denken sogar, er trägt den Geist von Valen, unserem bedeutendsten Oberhaupt und Philosoph."
"Und ihr Minbari könnt das einfach so feststellen?"
Inesval sah ihn in mildem Erstaunen an. "Ja, sicher. Könnt ihr Menschen das nicht?"
"Ich glaube nicht an so etwas wie einen Geist", entgegnete Marcus ein wenig mürrisch. "Das habe ich noch nie getan."
Inesval war nun wirklich überrascht. "Wie beurteilst du Personen dann?"
"Nach dem was sie tun."
Sie suchten Rhiannon erst im Aufenthaltsraum, aber dort war sie nicht. Inesval führte Marcus daraufhin zum Ersten Tempel. Er brachte ihn bis zur Gebetshalle und bedeutete ihm, hineinzugehen, als er Ria entdeckte. Dann ließ Inesval ihn alleine zurück.
Marcus trat ein. Es war niemand in der Halle, abgesehen von einer kleinen menschlichen Frau. Da sie ihr Haar offen trug, verdeckte es den ganzen Rücken und fiel über den gesamten Hintern hinab. Über dem Haar trug sie einen hauchdünnen Schleier, der wie ihr Haar schwarz war.
Erst nach einigem Zögern ging Marcus auf die Frau zu. Er öffnete den Mund um sie anzusprechen, brachte es aber dann doch nicht fertig.
Rhiannon wusste längst, dass jemand hinter ihr war. Sie drehte sich aber erst um, als die leisen, kaum hörbaren Schritte hinter ihr stoppten.
Rias Augen weiteten sich verblüfft, als sie den Mann sah, der nun vor ihr stand. Er sah Will mit den braunen halblangen Haaren und dem gestutzten Bart sehr ähnlich. Sie begann zu ahnen, wer ihr Gegenüber war.
Marcus blieb dicht vor Rhiannon stehen. Er bemerkte dünne, kaum sichtbare Fältchen um ihre Mundwinkel herum, die darauf hinwiesen, dass sie gerne und häufig lächelte.
Aber jetzt wirkte sie ernst.
Wortlos zog Marcus das Denn'bok aus seiner Jackentasche und gab es Ria. Sie sah es kurz an und musterte dann ihn durchdringend.
"Warum bist du hier, Marcus?" brach sie das Schweigen schließlich. Sie steckte den Kampfstab ihres verstorbenen Mannes weg.
"Ich habe versprochen hier her zu kommen."
Sie nickte nur. "Die Trauerzeit ist in zwei Tagen zu Ende. Ich habe nämlich erst vor fünf Tagen erfahren, dass Will tot ist. Du kannst so lange im Lager bleiben, wenn du möchtest. Dann kannst du in meinem Haus in Yedor wohnen, wenn du willst."
"Ich glaube, du verstehst nicht ganz", entgegnete Marcus. "Ich will den Rangers beitreten. Die Schatten sollen dafür bezahlen, was sie Will und meinen Leuten angetan haben."
"Wenn du das willst, flieg doch gleich nach Z?ha?dum, zum Heimatplaneten der Schatten. Aber vergiss dabei eins nicht: Wer Rache will, sollte immer zwei Gräber schaufeln", sagte Ria kalt. "Und noch etwas: Die Anla'Shok sind nicht hier um Vergeltung zu üben, sondern um Leben zu schützen, selbst das der Schatten, wenn möglich."
"Diese Bastarde haben innerhalb nur weniger Sekunden mehr als hundertfünfzig Leute getötet, darunter auch einige Kinder", knurrte Marcus wütend. "Und sie haben auch meinen Bruder umgebracht. Sie verdienen den Tod."
Das hätte er besser nicht gesagt. Rhiannon packte ihn und schleuderte ihn gegen die nächste Wand. Der Schleier fiel dabei zu Boden. Ria hielt Marcus mit eisernem Griff fest.
"Denkst du, du bist hier der einzige, der einen Verlust erlitten hat?" fauchte sie ihn an. "Ich habe meinen Mann verloren und Zora ihren Vater. Ich bin auch traurig.
Glaube mir, wenn ich könnte, würde ich mein Leben für das von Will geben. Wer weiß, vielleicht werde ich ohnehin im Krieg gegen die Schatten sterben, wie viele andere Leute die ich gern habe auch umkommen werden.
Aber Rache führt wiederum zu Rache. Deswegen hat sie hier keinen Platz. Wenn du das nicht verstehst, dann geh!"
"Riann!" Obwohl die Stimme leise war, war sie deutlich zu hören.
Und gleich darauf erschrocken: "Mama!"
Rhiannon ließ Marcus abrupt los. Sie drehte sich um. Sie hatte nicht gemerkt, dass Sinclair und Satai Jenimer den Raum betreten hatten. Zora war mit ihnen gekommen.
Ria verneigte sich immer noch aufgebracht vor ihnen und hob ihren Schleier auf.
"Wer ist das?" fragte Sinclair sie ruhig auf minbari, ohne Marcus dabei auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. "Macht er Schwierigkeiten?"
"Nein, Anla'Shok Na", knurrte Rhiannon. "Er ist mein Schwager, Marcus Cole." Sie sah kurz zu Satai Jenimer. "Oder mein Bruder, nach minbarischen Begriffen."
Sinclair nickte knapp. Er wandte sich an Marcus und sprach nun Erdstandard.
"Der Verlust Ihres Bruders tut mir sehr Leid", sagte Anla'Shok Na mitfühlend. "Was werden Sie jetzt tun?"
"Ich bin hier her gekommen, um den Rangers beizutreten", entgegnete Marcus, bevor Rhiannon einen Einwand erheben konnte. "Ich will helfen, wo ich kann."
"Uns ist jede Hilfe willkommen. Sie können bleiben." Sinclair lächelte warm, aber seine Augen blieben dabei trotzdem ernst. "Ich hoffe, Sie werden sich hier wohl fühlen und bald neue Freundschaften schließen."
"Danke Sir." Marcus war tief bewegt von diesen herzlichen Worten. Auch wenn er es nicht unbedingt zugeben wollte, so hoffte er doch das selbe.
Sie warf Sinclair einen kurzen, ungläubigen Blick zu.
"Das hier ist nicht die EarthForce", erklärte sie ihrem Schwager kühl. "Also überlege dir gut, was du tust."
Marcus sah sie herausfordernd an. "Hast du Angst, ich schaffe es nicht?"
Ria blinzelte in echter Überraschung. "Nein..."
"Bitte gehen Sie schon hinüber zum Hauptgebäude", unterbrach Sinclair sie und rettete sie damit aus ihrer Verlegenheit. "Lassen Sie sich ein Zimmer zuteilen, und lassen Sie sich auch sonst alles geben, was Sie benötigen. Wir unterhalten uns später in aller Ruhe."
Marcus fühlte sich an seine Zeit in der Armee erinnert. Ganz automatisch nahm er Haltung an und blickte starr geradeaus.
"Ja Sir", sagte er zackig und schlug die Hacken zusammen.
"Mäuschen, bringst du Onkel Marcus zum Hauptgebäude?" sagte Rhiannon sanft. "Er gehört zur Familie. Er ist Papas Bruder."
"Ja, gut." Die Kleine ergriff Marcus Hand und zog ihn mit sich. "Komm, ich zeige dir alles."
"In Ordnung", entgegnete Marcus auf minbari. Er war überrascht, dass das Kind minbari sprach. Hand in Hand verließen sie die Gebetshalle.
"Er ist ungeeignet für diese Aufgabe", brummte Rhiannon, als er weg war.
Satai Jenimer lächelte sanft. Er antwortete statt Ranger Eins. "Weißt du, das haben vor langer Zeit einige von uns auch einmal über dich gedacht. Und jetzt gehörst du zu den besten Anla'Shok. Gib ihm noch etwas Zeit."
Ria verneigte sich. "Ja, Gewählter."
Sie wandte sich an Sinclair. "Wieso haben Sie ihm einfach so erlaubt, den Rangers beizutreten? Er ist..."
"Er ist ein hervorragender Pilot", sagte Anla'Shok Na und schnitt ihr damit das Wort ab. "Und er war schon im Militär. Das steht alles in seinen Akten. Der Rest wird sich von selbst ergeben."
Ria neigte den Kopf. "Dann bitte ich darum, dass er meiner Gruppe zugeteilt wird."
"Das ist nicht vorgesehen", entgegnete Satai Jenimer. "Er ist dein Bruder."
"Der Gewählte hat Recht", fügte Sinclair hinzu. "Es wäre nicht in Ordnung."
Rhiannon faltete die Hände. "Bitte gestatten Sie es mir trotzdem, ihn zu betreuen. Wir können uns vielleicht gegenseitig Trost spenden."
Sinclair dachte nach. "Na gut, ich gebe dir eine Chance. Aber wenn ich sehe, dass du und Marcus nicht miteinander zurechtkommt, trenne ich euch auf der Stelle."
Ria verneigte sich tief. "Ich danke Ihnen."


Fortsetzung: Kapitel 36


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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