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Rhiannons Geschichte (2. Band):
41. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

"Die zeremoniellen Protokolle müssen exakt befolgt werden!" sagte Neroon unerbittlich zu Rathenn über den Konferenztisch hinweg.
Rathenn wirkte genauso entschlossen. "Wir haben Ihren die medizinischen Fakten dargelegt. Seine menschliche Physiologie macht es unmöglich..."
"Nichts in unserer Tradition rechtfertigt eine Änderung in einem so wichtigen Punkt der Zeremonie für das Wohlergehen irgendeiner Person.
Außerdem", fügte Neroon mit einer gehörigen Portion Sarkasmus noch hinzu. "Nichts von alledem sollte ein Problem sein, für einen ,Minbari nicht geboren von Minbari'."
Sie beiden Satais starrten einander wie zwei wütende Kobras an. Diese Auseinandersetzung war nur eine in einer ganzen Reihe von ,Diskussionen'.
Die letzte halbe Stunde hatten sie sich in Sinclairs und Rhiannons Gegenwart gegenseitig angeschnauzt, ohne sich darum zu kümmern, was die Menschen zu der ganzen Sache zu sagen hatten.
Sinclair und Ria hörten dem Streit weiterhin aufmerksam zu ohne sich jedoch die Mühe zu machen, sich einzumischen.
In zwei Tagen sollte die Zeremonie stattfinden, und noch immer waren in einigen Punkten keine zufriedenstellenden Kompromisse geschlossen worden.
"Aber Sie haben dem doch schon zugestimmt", sagte Rathenn halb seufzend in einem verärgert resignierten Tonfall.
"Ich habe zugestimmt, eine traditionelle Zeremonie vorzubereiten", knurrte Neroon. "Und es ist Teil der Zeremonie, eine Schale Sha?neyat zu trinken. Wieviel der heiligen Tradition wollen Sie für das Wohl dieses Menschen noch brechen?"
Sha?neyat bedeutete auf Erdstandard übersetzt in etwa soviel wie ,Bezwingung des Todes'. Es war eine Flüssigkeit von großer symbolischer Bedeutung und wurde aus einer Mischung von Blumen, Früchten und Samenkörnern gewonnen.
Das Getränk wurde nur in bestimmten religiösen Zeremonien benutzt. Bisher war es nur Minbari erlaubt worden, von dieser heiligen Flüssigkeit zu trinken.
Sinclair sollte der erste Außenweltler sein, dem es gestattet wurde, von dem Sha?neyat zu probieren. Aber die Ärzte hatten dabei ein kleines Problem entdeckt: Sha?neyat war schon für Minbari gerade sehr gesund, aber für Menschen war es tödliches Gift.
"Also verlangen Sie, dass wir die Protokolle buchstabengetreu befolgen?" fragte Rathenn. "Selbst wenn es Entil'zha tötet?"
Langsam wurde es Sinclair nun doch zuviel.
"Bringen Sie Satai Neroon bloß nicht auf dumme Gedanken", sagte er humorvoll zu Rathenn. "Das ist das letzte, was wir jetzt brauchen können."
Neroon und Rathenn sahen Sinclair an, überrascht von der Unterbrechung. Sie hatten schon gemerkt, dass sich Sinclair bisher absichtlich aus den Meinungsverschiedenheiten über die Details der Zeremonie herausgehalten hatte.
Sie hatten darüber hinaus schon fast vergessen, dass er in diesem Punkt auch einen beträchtlichen persönlichen Anteil hatte, immerhin ging es dabei um sein Leben.
"Ich habe schon an minbarischen Zeremonien teilgenommen, und ich habe besonders über dieses eine spezielle Ritual eine Menge gelesen", fuhr Sinclair fort. "Soweit ich das beurteilen kann, ist es nicht unbedingt nötig, dass ich eine ganze Schale von der heiligen Flüssigkeit trinke.
Sicher werden Sie mich korrigieren, wenn ich falsch liege, aber die Redewendung die hier von Bedeutung ist lautet doch: ,Eine Kostprobe davon'. Ich brauche also nur ein kleines Schlückchen von dem Sha?neyat zu trinken, um der Tradition genüge zu tun."
"Aber Anla'Shok Na", protestierte Rathenn sofort. "Die Ärzte sagen, selbst das könnte Sie todkrank machen."
"Sie sagen, es hängt davon ab, wie groß der Schluck ist, den ich nehme." Sinclair drehte sich zu Neroon. "Es kann getan werden. Wird Sie das zufrieden stellen?"
Neroon sah Sinclair ein wenig misstrauisch an. "Sie sind wirklich dazu bereit, etwas von der Flüssigkeit zu schlucken, nicht nur den Kelch an die Lippen zu heben?"
"Ich gebe Ihnen mein Wort."
"Das sollte genügen", entgegnete Neroon und neigte den Kopf leicht, vielleicht mit einem Hauch von Respekt, das erste Mal überhaupt, dass Sinclair das sah.
Es währte nicht lange. "Nun zu einem anderen Punkt. Es ist eine Beleidigung der Kriegerkaste, dass es bei dem Mahl danach keine Se?n?kai Frucht geben soll..."
"Meinem geschätzten Kollegen dürfte sehr wohl bewusst sein, dass dies kein wichtiger Teil der Zeremonie ist", konterte Rathenn auf der Stelle. "Se?n?kai Bäume waren zu Valens Zeiten noch sehr viel verbreiteter als heute..."
Sinclair und Rhiannon sahen einander an. Sie lehnten sich beide zurück und ließen die beiden Satais weiter streiten.

"Los, verteidigen Sie sich!" zischte Ria. Obwohl ihre Stimme kalt klang, war in ihren Augen nur unerschütterliche Gelassenheit zu sehen.
Sinclair hob sein Denn'bok und parierte ihre Schläge, so gut er es vermochte. Einige Male schaffte er es sogar, sie in die Defensive zu drängen.
Aber wenn es ihm ausnahmsweise einmal gelang, sie in Bedrängnis zu bringen entzog sie sich einfach oder brachte er sie sogar einmal zu Fall, war sie in der nächsten Sekunde auch schon wieder auf den Beinen und griff erneut an.
Es war Sinclair nicht klar, inwieweit Rhiannon bei den Übungskämpfen mit ihm spielte, aber sie schien sorgfältig darauf zu achten, dass sie ihn nicht verletzte, selbst wenn sie hin und wieder besonders schnelle und harte Kombinationen schlug.
"Sie dürfen nicht vergessen, beim Denn?sha reicht es nicht, sich einfach nur auf die Verteidigung zu konzentrieren", erinnerte Ria ihn in einer Pause. "Falls Neroon Sie herausfordert, wird er alles tun, um Sie zu töten."
"Glaubst du wirklich, dass Neroon mich herausfordern wird?" fragte Sinclair geschafft.
"Ich weiß nicht, was in Neroons Kopf vorgeht", brummte Rhiannon. "Und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht sonderlich."
Ihre Augen blitzten auf. "Aber sollte er es tatsächlich wagen, Sie herauszufordern, wird er erst einmal an mir vorbei müssen. Irgendwie hoffe ich, dass er es versucht. Wir haben ohnehin noch einige alte Rechnungen zu begleichen."
"Du solltest vorsichtig sein mit dem was du dir wünscht!" mahnte Sinclair sie mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. "Du könntest es bekommen."
Ria starrte ihn eine Sekunde lange verdutzt an - und brach dann in schallendes Gelächter aus.
"Was ist?" fragte Sinclair verwirrt. Er verstand nicht, was sie an diesen Worten so komisch fand, denn sie waren ernst gemeint.
"Eigentlich nichts", entgegnete sie immer noch kichernd. "Es ist nur so, dass ich das selbe zu Neroon gesagt habe, als wir uns das erste Mal von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden sind. Und das hat ihm nicht besonders gefallen."
Sinclair lachte leise. "Was ist das eigentlich zwischen dir und Neroon?"
Rhiannon wurde wieder ernst und sah ihn mürrisch an. "Woher soll ich das denn wissen? Ich schätze, dass ich ein Mensch bin ist für ihn Grund genug, um mich nicht zu mögen.
Und dass ich Delenns Pflegetochter und eine Anla'Shok bin, lässt mich in seiner Gunst auch nicht gerade steigen."
"Und doch respektierst du ihn, und er dich auch, auf eine gewisse Weise."
Ria sah in offen an. "Ja, genau wie Sie." Sie biss sich auf die Lippen. "Und doch kann ich voraussehen, dass wir uns eines Tages im Kampf gegenüberstehen werden. Ich denke, es muss einfach so kommen. Und je früher es passiert desto besser. Dann ist es vorbei."
"Und warum forderst du ihn dann nicht einfach heraus?" fragte Sinclair.
"Weil das nicht rechtens wäre", erklärte Rhiannon schlicht. Sie erhob sich, um das Training fortzusetzen.
Sie ließ ihr Denn'bok in den Händen kreisen. "Die Zeit dafür ist noch nicht reif dafür. Und es ist nicht gut, die Dinge zu beschleunigen. Das habe ich gelernt, auch wenn es mir nicht gefällt."
Sinclair erhob sich ebenfalls und nahm seinen Kampfstab zur Hand. "Glaubst du, dass überhaupt einer von uns eine Chance gegen Neroon hat?"
Sie zuckte die Schultern. "Was spielt's für eine Rolle was ich glaube?"
"Sehr komisch", kommentierte Sinclair. "Wann immer du nicht antworten willst, beginnst du wie eine Minbari zu reden."
Er sah sie ruhig an. "Du denkst, dass wir keine Chance haben das Denn?sha zu gewinnen, habe ich nicht Recht?"
"Die Wahrheit?"
Er nickte.
"Ich denke, es würde sehr schwierig werden, das Denn?sha zu gewinnen", entgegnete Rhiannon. "Sech Duhran hat Sie gut unterrichtet.
Aber vergessen Sie nicht: Neroon hat wie die meisten minbarischen Kinder schon mit zwölf Jahren gelernt, mit dem Kampfstab umzugehen.
Mit siebzehn Jahren wurde er Sech Duhrans Schüler. Nicht nur das: Neroon ist so gut, dass er selbst ein F'hursna Sech sein könnte, wenn er Wert darauf legen würde."
Ria runzelte die Stirn. "Ich weiß nicht einmal, ob ich eine Chance gegen ihn hätte. Ich habe zwar viel Kraft und bin sehr geübt im Umgang mit dem Denn'bok. Aber ich fürchte, Neroon ist stärker als ich. Und er ist bestimmt mindestens ebenso geschickt wie ich."
Aus irgendeinem Grund überraschte Sinclair diese Prognose nicht sonderlich. "Und warum trainieren wir dann?"
Rhiannon lächelte, und ihre Zähne blitzten dabei. "Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich will es Neroon nicht so leicht machen. Wenn er ein Denn?sha haben will, soll er die Anwesenheit des Todes auch selbst zu spüren bekommen."
"Ich habe schon einmal gegen Neroon gekämpft." Sinclair runzelte nachdenklich die Stirn. "Und es ist mir gelungen, ihn mir vom Leib zu halten."
"Ja, ich weiß." Sie sah ihn ungerührt an. "Aber hätten Sie ihn am Ende auch besiegen können?"
Sinclair hielt es für sinnlos, weiter darüber zu reden. Statt dessen holte er ohne weitere Vorwarnung mit dem Denn'bok, das er von Duhran persönlich bekommen hatte, aus und begann damit den nächsten Kampf.


Fortsetzung: Kapitel 42


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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