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Rhiannons Geschichte (2. Band):
31. Kapitel

(von Jennifer Fausek)

Normalerweise wurde die Ankunft von Schiffen auf Arisia III immer schon sehnsüchtig erwartet. Denn diese Schiffe, die von überall her aus der Erdallianz, den Gebieten der Narn oder der Heimatwelt der Drazi kamen, brachten Post, frische Vorräte und natürlich dazu auch noch Neuigkeiten und Klatsch mit.
Und was auch noch wichtig war: Sie kamen mit der schwer erarbeiteten und lang ersehnten Bezahlung für das Quantum 40.
Das minbarische Schiff, das gerade andockte, erregte allerdings weitaus weniger Aufmerksamkeit als die meisten anderen Schiffe.
Die Minbari blieben nämlich am liebsten unter sich, und sie brachten selten etwas anderes als Geld mit. Außerdem waren die Minbari nicht daran interessiert, den neuesten Klatsch und Neuigkeiten auszutauschen.
Aber das war im Prinzip völlig egal. Geschäft war Geschäft, und die Minbari waren trotz allem gute Kunden, auch wenn sie nicht viel sprachen. Wenigstens bezahlten sie gut und pünktlich, und sie waren in jeder Beziehung absolut zuverlässig.
Marcus rechnete nicht damit, dass er außer dem Captain, einen der Minbari zu Gesicht bekam. Er musste zugeben, dass ihm das eigentlich auch ganz Recht war.
Er legte keinen Wert darauf, Minbari zu begegnen, selbst wenn sie in dem Fall aus der Arbeiterkaste und nicht aus der Kriegerkaste stammten.
Seine Sekretärin kam zu ihm, um ihm zu sagen, dass der Captain des minbarischen Schiffes jetzt hier war und die geschäftlichen Dinge regeln wollte.
Marcus bat sie, ihn hereinzulassen, ohne jedoch mit der Arbeit aufzuhören oder gar aufzustehen, um dem Captain zur Begrüßung die Hand zu geben. Minbari erwarteten keine menschlichen Höflichkeiten.
"Einen Moment noch", sagte Marcus, als der Captain hereinkam, ohne dabei aufzusehen. Er beendete schnell den Schreibkram.
Als Marcus dann vom Computerbildschirm aufblickte, sah er nicht etwa in das Gesicht eines Minbari, sondern in das seines Bruders William, der breit grinste.
Einige Augenblicke lang starrte Marcus ihn völlig entgeistert an. "Was... was zum Teufel tust du denn hier?" stotterte er verdutzt.
Williams Lächeln milderte sich kein Stück. "Hallo Bruderherz, ich freue mich auch, dich wiederzusehen."
Marcus stand auf und bemerkte dabei den minbarischen Captain, der an der Tür stand und abwartete. "Wie.. Wo..."
"...Wer und warum", beendete Will den Satz lachend für ihn. "Nochmals: Es ist wirklich schön, dich zu sehen.
Tut mir Leid, wenn ich dich einfach so überfalle. Ich verspreche dir, ich werde dir noch alles erklären. Aber ich schlage vor, du kümmerst dich erst einmal um deine Geschäfte."
William drehte sich zu dem Minbari um und sprach mit ihm im Dialekt der Kriegerkaste. Der Captain verneigte sich leicht und kam näher.
Marcus erledigte die Formalitäten mit dem Minbari so schnell wie möglich, und es war ihm egal, wie unhöflich er dabei auf seinen Kunden wirken musste.
Dann drehte sich der Captain zu Will um und die beiden unterhielten sich wieder im Dialekt der Kriegerkaste.
Marcus versuchte zu verstehen, worüber sie sprachen. William schien den Minbari zu bitten (oder ihm zu befehlen? Es war nicht klar) zum Schiff zurückzukehren und zu warten.
Der Captain verneigte sich höflich und ging dann tatsächlich. Will wandte sich nun an seinen Bruder und war dabei immer noch so gut gelaunt wie vorhin.
"Ich schätze, wir haben jetzt über einiges zu reden. Können wir an einen Ort gehen, wo wir ungestört sind? Das Büro ist nicht unbedingt der beste Ort um uns auszusprechen."
Marcus nickte nur. Er sagte seiner Sekretärin, dass er in den nächsten Stunden nicht gestört werden wollte.
Dann führte er William zielsicher durch das Labyrinth der Gänge zu seiner privaten Wohnung, wo sie sich in aller Ruhe unterhalten konnten.
Da Will erst über den Grund seines Kommens reden wollte, wenn sie alleine waren, schwiegen sie auf dem Weg die meiste Zeit über.
Marcus wunderte sich über die seltsame Kleidung und die eigenartige grüne Brosche, die sein Bruder trug.
"Sag mal, was trägst du da eigentlich für seltsame Sachen?" lautete deshalb auch seine erste Frage, kaum hatte sich die Tür zur Wohnung hinter ihnen geschlossen. "Sind das etwa minbarische Kleidungsstücke?"
"In gewisser Weise schon", antwortete William fröhlich. "Es ist die Uniform der Organisation, zu der ich und auch meine Frau gehören."
Marcus sah ihn an, als hätte er den Verstand verloren. "Uniform? Frau? Um Himmels Willen, Willie, wo bist du jetzt nur wieder hineingeraten?"
Wills gute Laune schwand ein wenig. Er hasste es, Willie genannt zu werden, wie Marcus sehr gut wusste.
"Genau deswegen bin ich hier."2 Er setzte sich auf das Sofa und wartete, bis sich Marcus den Armsessel herüber gezogen und sich ebenfalls gesetzt hatte. "Es ist sehr wichtig."
"Na schön", brummte Marcus. "Was, zum Teufel, hast du auf Minbar gemacht? Oder besser gesagt: Was haben die mit dir gemacht? Wie konntest du nur eine Minbari heiraten?!"
William sah ihn verwundert an. "Das habe ich doch gar nicht. Meine Frau ist keine Minbari, sondern ein Mensch."
Er zog ein Foto aus seiner Jacke und gab es seinem Bruder. "Hier das sind wir zusammen mit unserer Tochter. Meine Frau heißt übrigens Rhiannon Jennings und unsere Tochter Zora. Eigentlich bin ich ja nur ihr Stiefvater, aber das ist mir egal. Für mich ist sie trotzdem mein Kind." Er schmunzelte. "Ich nenne sie Krümel."
Marcus betrachtete das Foto. Es zeigte Will, Rhiannon und Zora als glückliche Familie. Sie standen vor einem schlichten aber doch beeindruckend aussehenden Tempel. Im Hintergrund waren schneebedeckte Berge zu sehen.
"Wirklich süß", kommentierte er, während er William das Bild zurückgab. "Du gründest eine Familie, aber hier warst du nicht bereit einen Teil der Last zu tragen."
",Last'", wiederholte William. "Das ist eine interessante Wortwahl..."
"Oh, ich vergaß", schnappte Marcus bissig zurück. "Für dich besteht das Leben ja nur aus Spiel und Spaß. Du bist verantwortungslos!"
"Verantwortung ist genau der Grund warum ich hier bin..."
"Tatsächlich? Verantwortung wem gegenüber? Deiner Familie oder dir selbst gegenüber? Wirst du deine Frau und deine Tochter hier her holen lassen und bleiben?
Es war nett, dass du wenigstens zu den Beerdigungen von unseren Eltern gekommen bist. Oder endet deine Verantwortung da?"
Für einen Moment war Will sprachlos. "Ich habe Mom und Paps genauso sehr geliebt wie du, und das weißt du."
"Du hattest eine merkwürdige Art das zu zeigen."
"Die hattest wohl eher du." William sprang auf. "Sie wollten immer, dass wir unser eigenes Leben führen. Du wolltest die Firma übernehmen, und das war gut so. Aber wirf mir nicht vor, dass ich das nicht wollte! Mom wollte immer, dass Paps zurücksteckt, damit er sich nicht..."
"...damit er sich nicht zu Tode arbeitet?" Marcus sah seinem jüngeren Bruder in die Augen.
"Genau wie du es jetzt tust, und zwar grundlos. Mom versuchte dir zu sagen, dass es in Ordnung ist, wenn du das Unternehmen aufgibst. Sie hat ja ohnehin nur wegen dir weitergemacht, nachdem Paps gestorben ist."
"Du glaubst wohl, du weißt alles!" knurrte Marcus wütend. "Ich erkenne dich nicht wieder. Ich habe hier die Verantwortung übernommen, um das Erbe unserer Eltern für uns beide zu retten."
"Himmel ich erkenne dich nicht wieder", sagte William. Er sprach plötzlich leise und bedrückt. "Das Vermächtnis unserer Eltern ist die Art und Weise, wie sie uns erzogen haben. Dass wir selbständig denken können und tun, was wir für das Richtige halten.
Du hast es doch immer genauso sehr wie ich gehasst, in einer Bergbaukolonie zu leben. Du wolltest reisen, vielleicht Pilot werden. Erinnerst du dich nicht mehr an die Träume, die du hattest, als du ein Kind warst?"
"Jetzt bin ich aber erwachsen", entgegnete Marcus, wie Will fand mit einer Spur von Bitterkeit oder Kummer. "Und ich habe herausgefunden, dass das Leben kein schöner Traum ist... Was uns zu den... komischen Kleidern bringt, die du trägst."
"Darüber wollte ich eigentlich mit dir reden." William lachte. "Aber manche Dinge ändern sich nie. Ich sage ,Hallo Bruderherz!' und im nächsten Augenblick streiten wir uns auch schon. Ich wollte dir ein Angebot machen und dir eine gute Gelegenheit bieten."
"Ich höre." Marcus verschränkte die Arme.
Will setzte sich wieder.
"Eigentlich wollte ich ja nur etwa drei Monate auf Minbar bleiben, um die Sprache und die Kultur ein wenig kennen zu lernen", erzählte er. "Aber gleich am ersten Tag traf ich meine jetzige Frau. Sie gehörte damals schon zu den Rangers oder Anla'Shok, wie die Minbari uns nennen. Davon wusste ich damals allerdings noch nichts."
Er sah lächelnd auf seinen Ehering. "Naja, mit der Zeit haben wir uns ineinander verliebt und schließlich auch geheiratet."
Er wurde wieder etwas ernster. "Einige Monate später brachte ich Ria dazu, dass sie mir endlich von ihrer Arbeit erzählte. Sie wollte es lange Zeit nicht tun, um mich zu schützen. Sie nahm mich dann aber schließlich doch mit zu den Rangers und erzählte mir ausführlich von der dunklen Bedrohung, die auf uns zukommt."
"Wovon redest du?"
"Den Schatten." William sah ihn kummervoll an. "Sie sind ein uraltes Volk. Sie werden uns wahrscheinlich früher oder später in einen furchtbaren Krieg stürzen, und sie werden uns vernichten, wenn sie können.
Die Minbari haben schon vor tausend Jahren einmal gegen sie gekämpft, und sie haben es geschafft, die Schatten vorübergehend zu vertreiben. Doch nun sind die Schatten zurückgekehrt und rüsten sich wieder für einen Krieg."
"Ach tatsächlich?" Marcus war skeptisch. "Dann sag mir, wieso haben wir denn bisher nichts davon gemerkt?"
"Weil sie sich im Geheimen vorbereiten", antwortete William. "Sie glauben, dass sie so den Überraschungseffekt auf ihrer Seite haben.
Und solange sie nicht bereit sind, offen anzugreifen, führen sie ihren Krieg im Verborgenen. Er hat schon begonnen. Du kannst dir vorstellen, dass ich es kaum glauben konnte, als Ria mir das erste Mal von den Schatten erzählte."
"Da sind wir schon zu zweit", brummte Marcus ärgerlich. Hatte sein Bruder jetzt völlig den Verstand verloren? "Das klingt doch wie ein albernes Volksmärchen, genau wie das Monster von Loch Ness, Geisterschiffe und das Bermudadreieck. Aber du hast von einem Angebot und einer Gelegenheit gesprochen."
"Die Rangers brauchen Q 40", erklärte Will. "Ich habe Ranger Eins gesagt, dass du vielleicht mit uns ins Geschäft kommen willst."
"Ich freue mich immer über neue Kunden, die gut zahlen", entgegnete Marcus. "Das ist das einzig vernünftige, das du bisher gesagt hast."
William ignorierte diesen Seitenhieb. "Es wäre auch gut, wenn wir hier mit deiner Hilfe einen Horchposten für die Rangers aufbauen könnten..."
"Damit ihr hier Soldat spielen könnt und den Betrieb auf der Station stört? Ganz sicher nicht!" knurrte Marcus. "Soll das die günstige Gelegenheit sein?"
"Nein." Will sah ihn ruhig an. "Die Rangers mussten praktisch bei Null beginnen. Wir brauchen Leute..."
"Von meinen Arbeitskräften wirst du ganz bestimmt niemanden bekommen", sagte Marcus und runzelte verstimmt die Stirn. "Es ist auch so schon schwierig genug, genügend Leute für die Arbeit zu finden."
"Ich wollte nicht deine Leute, sondern dich bitten, zu uns zu kommen", erwiderte William fest. "Du bist ein toller Pilot. Außerdem warst du im Militär, und du weißt einiges über die Minbari aus dem Krieg. Und du lernst Sprachen sehr schnell. Du wärst ein guter Kandidat."
Marcus lachte verächtlich durch die Nase. "Muss ich dich daran erinnern, dass ich nie zum Militär wollte? Ich habe den Dienst in der Armee gehasst."
"Die Rangers sind nicht nur eine militärische Organisation. Es ist viel mehr als das. Es bedeutet, dem Ruf zu dienen zu folgen."
"Das klingt für mich nach einer Art Kult, und das finde ich noch viel schlimmer als das Militär." Will öffnete den Mund um zu antworten, doch Marcus unterbrach ihn mit einer knappen Geste. "Abgesehen davon sprechen wir hier von Minbari aus der Kriegerkaste. Und glaube mir, über die weiß ich so einiges. Denkst du nicht, sie benutzen dich nur?"
"Die Rangers sind längst keine Organisation der Minbari mehr", erwiderte Will. "Schon jetzt besteht die Truppe etwa zur Hälfte aus Menschen, auch Ranger Eins ist ein Mensch.
Es wäre schön, wenn du für ein oder zwei Wochen nach Minbar kommen würdest. Dann könntest du meine Frau und Ranger Eins kennenlernen..."
"Auf keinen Fall", sagte Marcus ungeduldig. "Ich muss hier ein Geschäft am Laufen halten. Ich denke, du bist verrückt. Du kannst ja wieder zu deinen Mythen und Legenden zurückgehen. Nur halte mich da raus. Ich habe ein richtiges Leben zu leben."
William seufzte und lehnte sich zurück. "Früher hattest du einen großartigen Sinn für Humor. Du konntest immer lachen, egal was auch passiert ist.
Und jetzt sieh dich an! Über deinem Kopf scheint eine dunkle Wolke zu hängen. Und das nennst du ein richtiges Leben? Was tust du dir nur selber an?
Du sagst, ich sei verrückt, weil ich mein Leben aus deiner Sicht für nichts und wieder nichts riskiere. Und wer weiß, vielleicht bin ich wirklich verrückt.
Aber zum ersten Mal in meinem Leben fühle ich, dass ich das Richtige tue, auch wenn es nicht immer leicht ist. Ich folge dem Weg meines Herzens. Kannst du das auch von dir behaupten?"
Marcus wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sein kleiner Bruder hatte sich in der Tat verändert. Er schien sehr viel reifer geworden zu sein und hatte offenbar auch mehr Verantwortungsgefühl als früher.
Will verhielt sich nicht wie jemand der einer Gehirnwäsche unterzogen worden war, wie Marcus zuerst befürchtet hatte. Er verhielt sich viel mehr wie jemand, der zumindest annähernd seine Mitte gefunden hatte.
"Ich nehme an, du wirst mit dem minbarischen Schiff abfliegen?" sagte Marcus mit echtem Bedauern in der Stimme.
"Nein", entgegnete William kurz entschlossen. "Ich werde die Crew mit einer Nachricht für meine Frau zurückschicken. Ich kann ja das nächste Schiff nehmen. Wir müssen noch einige geschäftliche Dinge besprechen. Du musst die Rangers ja nicht mögen, um ihnen Q 40 zu verkaufen."
Marcus lächelte freundlich, das erste Mal jetzt überhaupt. Er hätte es nie zugegeben, aber er fand es toll, dass sein Bruder für ein Weilchen bei ihm bleiben würde.


Fortsetzung: Kapitel 32


Jennifer Fausek
30.10.2002
Website von Jennifer Fausek

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